Hier und da

So, nachdem ich mich vom ersten Schrecken erholt habe (und krank geworden bin \o/), nutze ich den Sonntag dafür, nun endlich wieder von einem Ausflug zu berichten. Vorab: Gestern Abend kurz nach 23 Uhr gab es noch ein stärkeres Nachbeben, dass in Kyoto spürbar war (M 4.0), aber bis auf ein wenig klapperndes Geschirr ist glücklicherweise nichts passiert. Ich hatte nur gehofft, dass es mit dem Spuk bald vorbei wäre…

Nun aber lieber etwas Erfreuliches. Da es ja mittlerweile nicht mehr lange dauert, bis das Semester vorbei ist und es für viele Studenten (mich eingeschlossen – weniger als drei Monate!) wieder in die Heimat geht, will man natürlich noch so Einiges unternehmen und sehen. So zum Beispiel machten Michiko und ich einen Tagesausflug nach Hikone am Biwa-See. Hikone ist gar nicht mehr so nah an Kyoto, aber auch nicht so weit, dass man nicht an einem Tag hin und zurück könnte. Wir fuhren morgens vom Hauptbahnhof Kyoto los, um möglichst viel vom Tag zu haben. Hikone ist nicht besonders groß und vielleicht auch weniger bekannt, aber dort steht eine Burg mit schönem Garten und der See ist eben sehr nah. Und da ich Burgen und schöne Gärten ja sehr gerne mag, wieso nicht nach Hikone?

Der Eingang zum Schrein. Das Wetter spielte mal wieder richtig mit!

Kurz nach der Ankunft erst sahen wir aber, wie verschlafen Hikone war. Kein Mensch war weit und breit zu sehen, aber gut, wir waren ja erst am Bahnhof. An der Information holten wir uns eine Karte ab und stapften dann in Richtung Burg, die wie so viele Burgen auf einem Berg stand. Unterwegs kamen wir an einem Schrein vorbei, in dessen Nähe auch ein altes japanisches Haus stand, das man für ein paar wenige Yen besichtigen konnte. Mir tat der Opi am Eingang etwas leid, weil bis auf uns keiner vorbeikam. Er schien sich zu freuen und fragte mich auch gleich, wo ich denn herkäme, ehe wir uns das Haus ansahen (also Michiko und ich, der Opi blieb am Eingang sitzen).

Baum auf Baum.

Drinnen gab es dann einen kleinen Garten und das Haus selbst, das schön aus Holz bestand und Tatami-Räume hatte. In einem lag auch eine Art Gästebuch, in dem wir uns gleich mal eintrugen – mit Tuschestift und auf Japanisch, aber meine Kalligrafie-Künste lassen ja leider zu wünschen übrig, dementsprechend sah das Ergebnis aus. Das Haus trug den Namen „Umoreginoya“ (理木舎) und wurde früher von Naosuke Ii bewohnt, einem historisch wichtigen Typen, der in der Mitte des 19. Jahrhunderts mitunter dafür verantwortlich war, dass Japan sich dem Westen öffnete. Ii war dabei unter anderem an der Ausarbeitung von Verträgen mit den USA und einigen europäischen Ländern verantwortlich. Da diese jedoch auch viele Nachteile für Japan bargen (und wegen einiger politischer Sachen, die nicht so cool waren), machte Ii sich viele Gegner und wurde 1860 dann von ein paar erzürnten Samurai ermordet.

Ausblick vom Schloss. Hinten kann man den Biwa-See sehen!

Nach der Geschichtsstunde ging es dann aber endgültig zum Schloss, das sich als kleiner als gedacht herausstellte und gerade renoviert wurde, sodass auf einer Seite ein Gerüst stand. Dennoch war es ganz hübsch anzusehen und wir kauften uns ein Ticket, um es auch von Innen zu besichtigen. Leider gab es nicht viel zu sehen, da es genauso leer war wie auch schon das Schloss in Himeji, aber wenigstens gab es aufgrund der geringeren Größe nicht ganz so viele steile Treppen. Von oben hatte man ja doch eine recht schöne Aussicht auf die Stadt und den Biwa-See.

Später dann machten wir uns auf den Weg in Richtung See, besichtigten zuvor jedoch den Garten am Schloss und wow, der war wirklich schön. Ich denke, die Bilder weiter unten sprechen für sich. Alleine für den Garten hat der Ausflug sich gelohnt!

Und das Schloss von Außen. Klein aber fein, würde ich sagen!

Nachdem wir den Garten angeschaut hatten, gingen wir zunächst einmal zu Mittag essen (Oyakodon – also eine Schüssel Reis mit Hähnchenfleisch und Ei oben drauf, und dazu gab es Salat und leckeren Tee) und anschließend in Richtung See, der weiter entfernt war als es von der Burg her ausgesehen hatte. Anders als in Otsu gibt es in Hikone jedoch keinen schönen Strand, der zum Sitzen einlädt, weshalb wir eher am Ufer entlanggingen und anschließend in einem Café Pause machten, ehe wir uns dann am Abend wieder auf den Rückweg nach Kyoto machten.

Insgesamt ein toller Ausflug und wie gesagt – allein für den Garten ist Hikone einen Besuch allemal wert!

Ausblick auf den Hafen von Kobe.

Ja, und über das vergangene Wochenende war ich dann mit drei weiteren Kommilitonen in Kobe. Das war zwar mittlerweile mein dritter Kobe-Besuch, aber mir gefällt die Stadt nun einmal sehr und es gibt immer wieder etwas Neues zu entdecken. So gingen wir diesmal beispielsweise in das Schiffsmuseum am Hafen, das mich zwar weniger beeindruckte, aber es gab drinnen auch eine kleine Ausstellung zum Erdbeben 1995, die mich dann eher faszinierte. Im Ticketpreis enthalten war dann auch der Port Tower, sodass wir auch einmal hinauffuhren und die Aussicht auf die Hafengegend und das Meer genossen. Da unsere Unterkunft in China Town lag (etwa 10 Gehminuten vom Hafen entfernt), bot sich ein Abendessen dort auch an. Ansonsten ging es auch einmal wandern, nämlich den Berg Maya hoch, was ganz schön anstrengend war, da es häufig durch irgendwelches Gestrüpp ging und nicht immer der Pfad erkennbar war. Doch der Anstieg lohnte sich, waren oben doch ein kleiner Kräutergarten und ein zugehöriges Museum. Außerdem war die Aussicht auch sehr schön – runter fuhren wir dann jedoch mit der Seilbahn, da wir alle erschöpft waren. Damals im November war ich ja schon einmal hier gewesen, nur war ich da mit der Bahn hochgefahren und über den normalen Weg runtergelaufen. Jetzt habe ich also alle Wege einmal ausprobiert – den normalen, gepflasterten Weg; den anstrengenden Wanderpfad und die Seilbahn. Aber hey, immerhin habe ich Wasserfälle gesehen!

Strand. Ganz schön eigentlich, wenn natürlich kein Vergleich zu Okinawa!

Ebenfalls ein kleines Highlight für mich war ein Ausflug zum Strand von Kobe, der zum Entspannen einlädt. Da Wochenende war, waren auch viele Familien mit Kindern da, die im Wasser planschten und Sand herumwarfen, wobei irgendwie keiner richtig schwimmen ging. Ich begnügte mich damit, im Sand zu sitzen und die Pause zu genießen, was auch schön war. Am Abend aßen wir noch Burger (mein erster guter Burger in Japan!) und fuhren dann mit der Bahn zurück zum Hostel. Insgesamt war also auch dieser Kobe-Ausflug sehr schön, auch wenn er am Ende eben von einem Erdbeben überschattet wurde – wofür die Stadt aber natürlich nichts kann.

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