Kennt ihr das, wenn ihr im Winter eine heiße Dusche nehmen wollt und das Wasser einfach nicht warm wird? Ärgerlich. Aber wenn man eine kalte Dusche nehmen will und das Wasser einfach nicht kalt wird, sondern unangenehm warm ist… oh Mann.
Irgendwie scheinen wir dieses Jahr wirklich Pech mit dem Wetter zu haben. Erst ist der Winter in Kyoto ungewöhnlich kalt und lang, wodurch die Kirschblüten zu spät blühen, dann regnet es in Strömen, die das halbe Land überschwemmen, und nun haben wir seit gut drei Wochen eine Hitzewelle und dürfen bei 40° und mehr leiden. Wann hört das nur auf?
Durch das miese Wetter sind leider auch so einige Dinge ausgefallen, auf die ich mich gefreut hatte (Jidai-Matsuri im Oktober letzten Jahres – abgesagt wegen Taifun; zweitägiger Ausflug nach Kyôtango Anfang Juli – wegen Sturzregen abgesagt; Mitarashi-Fest und Feuerwerk heute – abgesagt wegen herannahendem Taifun). Och menno.
Dadurch und durch die Prüfungsphase habe ich so wenig Lust (und auch wenig Inhalt), in den Blog zu schreiben, tut mir leid.
Ich habe die letzten Wochen nicht viel unternehmen können, da mich zum einen Uni vereinnahmt (immerhin habe ich nur noch eine Hausarbeit vor mir) und ich zum anderen einfach nur in meinem Zimmer dahinsieche, weil es einfach zu heiß ist, für längere Zeit rauszugehen (die Sonne tut einfach nur weh auf der Haut).
Ein bisschen was habe ich dennoch in den letzten Tagen unternommen, als da wäre:
Grillen am Biwa-ko. Ja, was ist schöner, als bei (zu) gutem Wetter zu grillen und sich ins kühle Nass zu stürzen?

Mitte Juli beschlossen ein paar Leute aus Obaku und ich, doch mal am Biwa-ko zu grillen. Praktischerweise hat Karla aus Peru sogar einen kleinen Grill, den man gut mitnehmen kann. Da es mittags zu unerträglich heiß ist und wir kein Auto besitzen und der Strand, zu dem wir wollten, gut 40 Minuten Fußweg von der nächsten Station entfernt war, beschlossen wir, bereits um 7 Uhr morgens loszufahren. Das bedeutete zwar frühes Aufstehen, aber so musste man immerhin nicht durch die Mittagshitze laufen (die echt gefährlich sein kann; mittlerweile sind schon mehrere Menschen durch das Wetter hier umgekommen). Müde also wanderten wir – zunächst zu Dritt, der Rest wollte später nachkommen – tapfer durch die Morgensonne (die auch nicht zu verachten war), ehe wir am Strand ankamen, der gleichzeitig als Campingplatz fungierte. Dort erklärte uns ein Herr, dass man eigentlich eine Reservierung bräuchte, aber da wir ja nicht übernachten wollten, teilte er uns dann doch einen Platz zwischen den Bäumen (Schatten!) zu. Während wir also den Grill und das Minizelt, das wir dabei hatten, aufbauten, kamen dann auch irgendwann die Nachzügler hinzu, sodass wir im Schluss acht Leute waren. Jeder hatte lecker Essen mitgebracht, weshalb wir schön viel Gemüse und Fleisch zum Grillen hatten. Insgesamt war es ein super Tag, wenn auch eben zu heiß!

Der darauffolgende Montag war ebenfalls super. Da Feiertag (Tag des Meeres) war, hatten Unis frei und ich bekam Besuch – von Mei, die ich seit fast vier Jahren nicht mehr gesehen hatte. Wir hatten gemeinsam auf Okinawa studiert, wobei sie ein halbes Jahr vor mir angekommen war und daher auch früher wieder zurückmusste. Seitdem hatten wir uns nicht mehr gesehen, aber da sie aktuell in Nagoya studiert, kam sie für das verlängerte Wochenende nach Kyoto und wir konnten uns am Montag endlich wieder treffen. Das war total toll, da wir so viel zu erzählen hatten! Wir gingen zusammen in den Norden von Kyoto, zum Kifune-Schrein, da dieser in den Bergen liegt und es dort etwas kühler ist. Außerdem kann man dort super Nagashi-Sômen essen, Nudeln, die durch Bambusrohre mit Wasser fließen. Unterwegs fischt man sie mit den Stäbchen heraus, tunkt sie in Soße und isst dann, was sehr erfrischend ist. Wir hatten ja auf Okinawa einmal ein eigenes Nagashi-Sômen gemacht, aber im Laden ist das Ganze natürlich noch etwas professioneller 😛
Leider war der Andrang groß und wir mussten ziemlich lange warten, aber die Zeit vertrieben wir uns mit Eis, einem Schreinsbesuch und Erzählungen. Netterweise war das Nagashi-Sômen gleich über einem Fluss, wodurch es schön kühl war und man eine schöne Aussicht genießen konnte.

Da kurz zuvor (am 7. Juli) Tanabata gewesen war, war auch der Schrein schön geschmückt. An Tanabata schreibt man Wünsche auf bunte Zettelchen und hängt diese an kleine Bambus-Bäumchen. Es gibt auch viele weitere Verzierungen und alles ist schön.
Ursprünglich basiert Tanabata auf einem chinesischen Fest. Nach einer alten Sage verliebte sich ein Bauer in eine Weberin, die nebenbei die Tochter einer Gottheit war. Sie heiraten, doch vergessen darüber ihre Arbeit, sodass die Tiere des Bauern sterben und die Weberin keine Kleider mehr webt. Darüber sind die Götter so erzürnt, dass sie die beiden trennen und jeden auf eine andere Seite des Himmelsflusses verbannen – der Himmelsfluss wird im Japanischen 天の川 (ama no gawa) genannt und stellt unsere Milchstraße dar. Nun sitzt also jeder auf einer Seite der Milchstraße, doch einmal im Jahr – an Tanabata – dürfen sie sich treffen (außer es regnet).
Ich glaube, so oder so ähnlich geht die Geschichte.

Jedenfalls ist es ein schönes Fest und man dekoriert Schreine sowie Straßen (die Einkaufsstraße vor meiner Wohnung war auch sehr hübsch geschmückt) und schreibt eben Wünsche auf. Natürlich habe ich am Kifune-Schrein auch einen Wunsch aufgeschrieben und aufgehängt 😉
Insgesamt also ein paar schöne Tage, doch leider macht die Hitze hier einem so sehr zu schaffen, dass man oftmals keine Lust hat, viel zu unternehmen. Meist belassen wir es dabei, uns einfach zum Abendessen zu treffen, einen Film zu schauen oder Eis zu essen. Einmal war ich auch drüben in Osaka, in der Hoffnung, es sei kühler (falsch gehofft), aber immerhin konnte ich das dortige Pokémon Center besuchen – das erste Pokémon Center, das ich in Japan je betreten habe.