Während es in Düsseldorf im Mai den Japan-Tag gibt, gibt es in Tokyo im November das Deutschland-Festival. Eigentlich kann man es sich genauso vorstellen, nur dass hier alles auf Deutschland ausgerichtet ist und es daher in den Zelten Bratwurst, Döner (deutsche Esskultur vom Feinsten) und Bier gibt. Insgesamt ist es auch etwas kleiner, aber trotzdem gab es neben Ständen mit Brot, Honig, Tee und Wein auch einige andere zu sehen. Von der Sendung mit der Maus (die offenbar auch in Japan läuft) bis hin zu Bauhaus und Staubsaugern gab es ziemlich viel zu entdecken.
Es gab auch – wie beim Japan-Tag – eine Bühne, auf der Musik dargeboten wurde. Da das Event vier Tage lang lief, gab es für jeden Tag ein eigenes Programm, aber da es mir gesundheitlich nicht so gut ging, entschied ich, nur einmal hinzugehen. Am Samstag konnte man Blumio live auf der Bühne erleben. Ehrlich gesagt wusste ich gar nicht mehr, dass Blumio noch aktiv ist, da ich das Gefühl hatte, dass die meisten Songs von ihm so zehn Jahre her sind. Offenbar ist er aber nach Japan gezogen und rappt nun auf Japanisch. Ergibt Sinn.
Meine Vorgängerin bei Bosch, Christina, ist ziemlicher Blumio-Fan und so kam sie auch mit, um sich das anzuhören. Ich kannte ja nur einen Song von ihm, aber trotzdem war es witzig, ihn in Aktion zu erleben. Nach dem Auftritt sprach er mit ein paar Besuchern und gab mir ein High Five, weil wir beide in Düsseldorf aufgewachsen sind, haha.
Danach sahen wir uns noch ein wenig auf dem Fest um, ich probierte beim Teekanne-Stand Tee (eigentlich wollte ich nur Tee gegen meine Halsschmerzen trinken) und unterhielten uns mit ein paar der Verkäufer. Nicht alle waren Deutsche; so trafen wir auch eine japanische Bäckerin, die in Deutschland ein Brot-Zertifikat erhalten hatte. Sachen gibt’s!
Alles in allem war es ein netter Tag und ganz witzig, zu sehen, wie so ein Deutschland-Fest in Japan aussieht. Ich hatte mich ein wenig an den Weihnachtsmarkt in Osaka erinnert gefühlt. Apropos… in Tokyo gibt es sicher auch einen 😀
Ich machte mich früh auf den Heimweg, denn am nächsten Tag musste ich früh aufstehen.
Wenn man so ziemlich jeden Tag in Tokyo ist, sehnt man sich früher oder später mal nach ein wenig Natur und frischer Luft. Klar gibt es in Tokyo viele Parks und es ist stellenweise grüner, als man erwarten würde, aber so ein Ausflug in die Natur ist noch einmal etwas ganz anderes.
Vor ein paar Wochen hatte mich Yu Li, eine Mitbewohnerin aus Myanmar, gefragt, ob ich Lust hätte, mit ihr und ein paar ihrer Freunde nach Nagano in die Berge zu fahren, an einen Ort namens Kamikōchi (上高地). Da ich ja sowieso gerne unterwegs bin und Ausflüge in die Natur besonders mag, habe ich mich darüber sehr gefreut!
Wie also erwähnt, war es vorletzte Woche Sonntag soweit und wir standen um 5 Uhr auf (wieso nur) und machten uns auf den Weg nach Shinjuku in Tokyo, wo wir den Rest der Truppe trafen. Am Ende waren wir zu neunt und fuhren mit dem Zug rüber in die Präfektur Nagano, wo wir umstiegen und mit der Bimmelbahn in die Stadt Matsumoto fuhren, nah an unserem Zielort.
Das frühe Aufstehen hatte sich definitiv gelohnt. Da wir in den Bergen waren, war es schon deutlich kühler als in Tokyo (so um zehn Grad), gut also, dass ich einen Schal mitgenommen hatte. Allgemein war die Luft auch sehr klar und frisch, was mir sicher gegen den Husten half. Da die Sonne schien, war es zum Glück noch angenehm, auch wenn auf einigen Bergspitzen bereits Schnee zu sehen war.
Wir verbrachten fast den ganzen Tag damit, durch die Wälder und einen Fluss entlang zu spazieren, machten hier und da Pause, um was zu futtern, und viiiele Fotos. Im Hintergrund waren immer Berge zu sehen, was ich besonders toll fand. Außerdem lief einmal ein Affe an mir vorbei, aber leider war ich zu langsam, um ein Foto zu machen. Es war einer dieser japanischen Makaken mit dem roten Gesicht, die bekannt dafür sind, sich auch in heißen Quellen aufzuhalten. Ich war beeindruckt, wie wenig Scheu er vor uns Menschen zu haben schien und bin unsicher, ob das eher gut oder weniger gut ist.
Nach etwa zwei Stunden kamen wir an einem Touristenort an mit einer Brücke, die sich Kappa Bridge nennt. Kappa (Fabelwesen) habe ich keine gesehen, aber es gab einige Plüschtiere in den Souvenirläden. Dort aßen wir zu Abend, ehe es mit dem Bus zurück nach Matsumoto ging, wo wir wieder in den Zug nach Tokyo stiegen. Insgesamt war es ein toller Ausflug und ich fand es sehr schön, wieder Berge zu sehen! Es war auch schön, sich mit den anderen zu unterhalten. Die meisten von ihnen lebten bereits mehrere Jahre in Japan, weshalb wir uns auf Japanisch unterhalten konnten und nicht auf Englisch angewiesen waren.
Kamikōchi war definitiv einen Besuch wert und ich würde gerne einmal im Sommer hin, wenn es etwas mehr Grün gibt!