Frohes neues Jahr!

Den Jahreswechsel würden wir in Yamagata begehen, doch vorher war noch ein Ausflug nach Yamadera geplant – ich weiß, es klingt alles sehr ähnlich. Yamadera (山寺) lässt sich wörtlich mit „Bergtempel“ übersetzen und eigentlich ist das alles, was man wissen muss. Vor vielen Jahren haben sich ein paar schlaue Menschen wohl gedacht, dass es doch sicher cool wäre, einen Tempel auf einem Berg zu bauen. Und da ein Tempel nicht genug ist, baut man eben noch zig weitere in die Berge. So oder so ähnlich stelle ich mir die Gedankengänge der Leute vor, die dachten, es sei witzig, das ganze Baumaterial die Hänge hochzuschleppen.

Für uns Touristen viele, viele Jahre später bedeutet das, dass wir auch die Berge hochlaufen müssen, um uns die Tempel von Nahem anzusehen.

Blick vom Bahnhofsvorplatz: Ja, da oben steht ein Tempel.

Yamadera ist ein extrem verschlafenen, kleines Städtchen in einem Tal zwischen ein paar Bergen (mit Tempeln drauf). Eine Station gibt es sowie ein paar Restaurants, ansonsten maximal ein paar Wohnhäuser und das war’s. Direkt nach unserer Ankunft machten wir uns auf den Weg zum Bergpass. Ich weiß nicht genau, wie hoch der Berg, auf den wir stiegen waren, aber allzu hoch wird er nicht gewesen sein, da es vielleicht nur eine Stunde dauerte, bis wir oben ankamen. Größtenteils bestand der Weg auch aus Treppen, sodass man nicht richtig von „Bergsteigen“ reden kann, aber was soll’s. Anstrengend war es sowieso, da die Stufen sehr uneben waren (ein wenig wie beim Fushimi Inari in Kyoto).

Unterwegs gab es (außer ein paar kleineren Tempeln und Schreinen) nicht viel zu sehen, viele Bäume säumten den Weg und nur hin und wieder gab es eine Tafel, die verriet, wie viele Stufen es noch waren.

Oben angekommen, staunten wir aber nicht schlecht über den Ausblick. Ich mag es ja allgemein sehr, von irgendwo oben eine schöne Aussicht zu haben – sei es Stadt oder Natur – und auch hier war es wieder so ein Ort. Nicht nur der Tempel oben (der bekannteste wohl) war toll, auch die Aussicht auf die kleine Stadt im Tal war wirklich hübsch.

Wir entdeckten sogar einen Briefkasten hier oben und konnten live erleben, wie der Postmann ihn entleerte. Wenn er jeden Tag einmal hier hochlief, war das sicher ein gutes Training.

Mittagessen: Lecker Soba mit Kartoffeln und Pilzen.

Auf jeden Fall ist Yamadera ein sehr schöner Ort. Nachdem wir uns umgeschaut hatten, beschlossen wir, wieder herabzusteigen und etwas zu essen, da wir alle ziemlich hungrig waren. Also wieder die Treppen herunter und einen Laden gesucht, der geöffnet hatte. Wir wurden in einem Soba-Laden fündig, der ebenfalls etwas von „alte-Omi-macht-Essen“ hatte, denn es schmeckte fantastisch. Als Nachtisch bestellten wir Zunda-Mochi, also die Mochi aus gestampften Edamame, die echt gut schmeckten (so gut, dass wir Nachschlag nahmen). Nach dem Essen machten wir uns auf den Weg zurück nach Yamagata, da es in Yamadera sonst nicht viel gab und wir noch etwas einkaufen wollten, ehe es zu spät wurde, schließlich stand Neujahr bevor und ein paar Snacks konnten nicht schaden.

Zu Abend aßen wir in einem Laden in unmittelbarer Nähe unseres Hotels, in dem wir untergebracht waren. Es war mehr eine Izakaya (japanische Bar), aber auch die bot ein paar nette Gerichte an, die man prima teilen konnte. Danach, gegen 23 Uhr, gingen wir zurück ins Hotel. Wir planten eigentlich, um Mitternacht raus und zum Tempel zu gehen (wie man das in Japan so macht), aber dann entdeckten wir ein spannendes Fernsehprogramm und blieben doch länger drin, haha. Um kurz vor 12 aber fiel Bruna ein, dass man in Brasilien um Mitternacht Champagner trinkt und daher lief sie noch in den Konbini, um irgendeine Plörre zu kaufen, damit wir mit unglaublich edlen Hotel-Pappbechern anstoßen konnten.

Nachdem das Fernsehprogramm zu Ende war, gingen wir gegen 1 Uhr schließlich doch hinaus und in Richtung eines Schreins. Da es nur ein kleiner Schrein war, war nicht viel los, aber ein paar Leute waren da und zündeten Zeugs an.

Silvester ist in Japan kein großes Ereignis, daher gibt es kein Feuerwerk, keine großen Partys… es ist eher wie Weihnachten in Deutschland: Menschen versammeln sich mit ihrer Familie, essen zu Abend, bleiben drin und verbringen die Neujahrstage daheim. Da also nicht viel los war, gingen wir nach dem Tempelbesuch zurück (natürlich nicht, ohne ein Orakelzettelchen zu ziehen – mir wurde Glück für 2020 versprochen), spielten noch ein wenig „Black Stories“ (in Ermangelung von Kreppband, weshalb „Wer bin ich?“ wegfiel) und gingen dann schlafen, schließlich planten wir am nächsten Tag weiteres Sightseeing.

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