Die Sache mit dem Namen…

Puh. Heute Abend habe ich endlich ein wenig mehr Zeit für mich (bzw. ich nehme sie mir einfach), die ich für einen neuen Eintrag nutzen kann. Aber zunächst ein Bild:

Ich würde sagen, ich bin da! Dieses Bild bot sich mir, als ich das erste Mal den Campus der Uni Kyoto betrat. Offenbar waren gerade auch einige Oberschüler da, um sich die Uni anzuschauen, erkennbar an den Schuluniformen (und nein, der Himmel ist nicht bearbeitet).

Wie bereits im letzten Post angekündigt, bin ich nun seit fast einer Woche in meinem Wohnheim in Uji in der Präfektur Kyoto. Vergangene Woche Donnerstag hieß es also auschecken aus dem Hotel in Tokyo, einchecken am Flughafen und dann ging es Richtung Osaka. Von Osaka nahm ich wie bereits einige Male zuvor schon den Shuttlebus nach Kyoto und stieg da in die Bahn ein, die mich nach Uji bringen sollte – in den Unterlagen der Uni, die ich erhalten hatte, stand zwar, man solle von Kyoto aus ein Taxi nehmen, wofür ich aber zu geizig war und außerdem redete ich mir ein, mich genug in Japan auszukennen, das auch so zu schaffen. Da sowohl der Flug als auch der Bus Verspätung gehabt hatten, war ich viel später dran als ursprünglich geplant. Um die Leute im Wohnheim nicht unnötig warten zu lassen (und weil ich zu müde war, mein Gepäck noch eine Weile durch die Hitze zu schleppen), nahm ich von der Station Uji aus doch noch ein Taxi – von hier aus kostete es aber nur einen Bruchteil, war also völlig verschmerzbar. Außerdem konnte ich mich ein wenig mit dem Fahrer unterhalten und bekam als Abschiedsgeschenk auch noch ein paar Kekse. Zwar sagte meiner Mama immer, ich solle nicht zu Fremden ins Auto steigen und auch keine Süßigkeiten annehmen, aber ich denke bei Taxis kann man schon mal eine Ausnahme machen. Vor allem in Japan 😉

Das Wohnheim von außen. Vorne sind die Familienapartments, im hinteren Gebäude die Einzelapartments (meines kann man nicht sehen, da es vom vorderen Gebäude verdeckt wird).

Vor dem Wohnheim wurde ich dann auch schon mit einem „Guten Tag!“ begrüßt. Ja, auf Deutsch. Kurz überlegte ich, ob sich der Fahrer nicht doch verfahren hatte, dann aber erklärte mir der nette Mitarbeiter, er hätte einige Zeit lang Deutsch gelernt und wäre auch mal einen Monat in Karlsruhe gewesen. Da fühlte ich mich doch glatt wieder an meine Ankunft in Okinawa erinnert, haha! Ich freute mich und betrat das Wohnheim, wo ich dann auch schon von den anderen Mitarbeitern (die alle kein Deutsch sprechen) in Empfang genommen wurde. Ich musste ein Formular ausfüllen, dann bekam ich meinen Schlüssel und wurde gebeten, zu checken, ob alles im Zimmer ordnungsgemäß funktioniert und ggf. Mängel in eine Tabelle einzutragen. Eine Mitarbeiterin war dann noch ganz begeistert von meinem Konzertshirt von One Ok Rock, das ich gerade an hatte, und dass die Band offenbar auch in Deutschland auftrat (jap, und dort sind die Tickets auch um einiges günstiger als in Japan!).

Ich fuhr mit dem Aufzug hoch (was für ein Luxus, sowas hatten wir in Okinawa nicht!), denn meine Müdigkeit, das Gepäck und die Tatsache, dass ich im vierten Stock untergekommen bin (= in Deutschland dritter Stock) überwogen meine Abneigung gegenüber Aufzügen.

Ausblick von meinem Balkon. Hübsch, nicht wahr?

Kurz checkte ich alles von der Liste ab und machte Häkchen, da alles funktionierte und vorhanden schien, dann brachte ich das Zettelchen wieder herunter und wurde gefragt, wann ich bei der Führung teilnehmen würde. Da ich so spät war, kam nur noch ein Termin infrage. Uns wurde unter anderem erklärt, wie man Müll trennt (es gibt irgendwie gefühlt 20 Tonnen hier, da alles fein säuberlich getrennt wird. Und nicht vergessen: bei Plastikflaschen werden Etikett und Kappe abgemacht!). Wir bekamen noch unser Bettzeug (darunter ein Kissen, das mit Steinen gefüllt ist. Aber hey, immerhin…? Damals in Okinawa hatten sie ja leider nicht genug, wieso auch immer.

Mittlerweile habe ich auch schon einige Leute hier kennenlernen können, auch wenn niemand davon Japanisch spricht, leider. Meine Nachbarin kommt aus England, studiert aktuell aber in Heidelberg, weshalb sie auch Deutsch spricht (wir bleiben trotzdem bei Englisch) und wir haben die letzten Tage vermehrt gemeinsam etwas unternommen, unter anderem ein wenig Sightseeing in Kyoto. Etwas schade, dass die meisten Bewohner sich lieber in ihren Zimmern aufzuhalten scheinen; mal sehen, vielleicht ändert sich das ja mit der Zeit noch.

Ein kleiner Teil des Eingangsraums. Es gibt noch einen großen Aufenthaltsraum, von dem ich aber (noch) kein Foto gemacht habe.

Um die Ecke gibt es einen Konbini, etwas weiter auch einen Supermarkt sowie noch etwas weiter ein Einkaufscenter. Zur Bahn ist es glücklicherweise nicht so weit (etwa 10-15 Minuten, je nachdem ob man mit der JR oder der „normalen“ Bimmelbahn tuckern will). Insgesamt brauche ich zur Uni leider ziemlich genau eine Stunde. Zwar gibt es auch hier einen Campus, nur leider für andere Fakultäten; meine Kurse sind alle auf dem Hauptcampus oder im Wohnheim dort (wie gemein). Aber naja, man kann nicht immer Glück haben. Und bisher ging es mit der Fahrt, schließlich bin ich nicht auf die Deutsche Bahn angewiesen. Ich meine, hey, sie dauert nur halb so lange wie ich in Deutschland pendle! Wenn das mal keine Besserung ist, weiß ich auch nicht.

Die letzten Tage hatte ich mit allerhand Formularen, die wir am Freitag an der Uni bei der Orientierung erhalten haben, zu tun. Anders als in Okinawa wird man hier mehr oder weniger alleine mit allem gelassen. Im Grunde hat man 20 Millionen Papiere, die es auszufüllen gilt und dann muss man mit allem zu irgendwelchen Ämtern laufen, sich registrieren, versichern, anmelden und natürlich noch schön blechen. Da bereits Montag auch schon Uni anfing, ist das nicht so einfach, alles gleichzeitig zu schaffen (der Weg macht es dann auch nochmal etwas komplizierter), aber ich glaube, jetzt habe ich den größten Teil erledigt. Seit vorgestern bin ich nun also auch in Japan gemeldet, kranken-, pflege- und rentenversichert (muss man als Austauschstudent irgendwie auch, wobei ich glücklicherweise von den Zahlungen für letzteres befreit bin) und joa, insgesamt wohne ich nun auch offiziell hier.

Wie praktisch, dass ich das meiste davon in Okinawa schon einmal gemacht hatte, wenn auch nicht alles. Hilfreich ist aber, dass ich jetzt deutlich besser Japanisch spreche und mehr verstehe als noch vor drei Jahren; zur Not also kann ich nachfragen, wenn ich ein Formular nicht verstehe. Was gleich ist, sind allerdings die Probleme mit meinem Namen, da er zu lang ist und Japaner das Konzept eines zweiten Vornamens nicht kennen. Als ich meine Adresse bei der Bank ändern ließ (da war immer noch meine Adresse in Okinawa eingetragen, ups…), wurde ich dann auch „Isabella-san“ aufgerufen und entsprechend verwirrt 😀

Einkaufscenter, etwa 20 Minuten Fußweg (30, wenn man sich verläuft *hust*) entfernt.

Als Masterstudentin bin ich nicht mehr primär an der Uni, um Japanisch zu lernen, weshalb die Sprachkurse für mich optional sind. Ich habe trotzdem welche belegt, wobei ich mal schauen muss, wie das so läuft, sonst lasse ich sie ab nächstem Semester bleiben. Was ich nämlich eigentlich hier machen soll, ist ganz normal studieren – also Masterseminare (vorzugsweise aus meiner Fachrichtung, aber nicht mal das ist Pflicht) belegen, die eigentlich an japanische Studenten gerichtet sind, davon insgesamt vier Stück. Plus vier Stunden freiwilliger Sprachkurs macht dann 16 Wochenstunden Uni, was, denke ich, ganz okay ist – habe sie mir auch so gelegt, dass ich mittwochs frei habe. Zwei Tage Uni, einen Tag frei, nochmal zwei Tage und dann Wochenende ist doch auch ganz nett 🙂 Wenn ich nächstes Semester den Sprachkurs sein lasse, kann ich vielleicht auch mehr Seminare belegen, denn ganz ehrlich, ich glaube, die bringen mir deutlich mehr. Aber mal schauen.

Da ich jetzt schon wieder so viel geschrieben habe, mache ich erst einmal Ende mit dem Beitrag. Ich denke, Ende der Woche habe ich dann auch wieder Zeit für einen richtigen Wochenrückblick und kann ein wenig mehr zur Uni schreiben. Noch muss ich ein paar Sachen erledigen (u.a. mich für die Kurse anmelden, aber irgendwie habe ich immer noch keinen Studentenausweis bekommen, den ich dafür brauche…), nochmal ins International Office und morgen gibt es noch eine Orientierungsveranstaltung und Führung durch die Uni-Bibliothek für uns, die ich mir gerne anschauen wollte. Denke aber, dass ich dann das Gröbste hinter mir habe und ab nächster Woche voll durchstarten kann!

PS: Auch meine Uni-Mail hier beinhaltet meinen Nachnamen und „Isabella“ als Vornamen. „Sylvia“ taucht im System gar nicht auf. Ich liebe Japan und sein Unverständnis gegenüber zweiten Vornamen…*seufz*

 

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