Tut mir leid, dass der Beitrag so lange auf sich warten ließ. Ich hatte die vergangenen Tage recht viel zu tun mit Zwischenprüfungen, Referaten und Wohnungssuche. Aber jetzt ist es offiziell, in zwei Wochen ziehe ich hier im Wohnheim aus und ein paar Tage darauf in meine neue Wohnung im Herzen von Kyoto und nur 15 Gehminuten von der Uni entfernt ein <3 Wuhu!
Die paar Tage dazwischen überbrücke ich irgendwo in einer Unterkunft, allerdings weiß ich noch nicht, ob ich auf Reisen gehe oder in Kyoto bleibe, da es hier leider nicht so etwas wie Winterferien gibt und ich nur um Neujahr herum drei Tage frei habe. Meh.
Egal, weiter im Text. Es gibt ein bisschen was aufzuholen, aber nicht unglaublich viel, da ich die letzten Tage wie gesagt größtenteils mit Uni beschäftigt war.
Zum Unifest wollte ich aber noch etwas schreiben, mal schauen, ob ich etwas aus meiner Erinnerung zusammenkratzen kann:

Ende November spielte die Uni verrückt und ganz Kyoto gleich mit, da es für vier Tage hieß: November Festival der Uni Kyoto!
Angeblich ein sehr heiß erwartetes Fest in der gesamten Umgebung, ist Kyoto doch stolz auf seine Elite-Uni (auch wenn die Studenten meiner Erfahrung nach genauso verrückt sind wie sonstwo auch – vielleicht sogar noch verrückter, oder wieso sollte man in der Mittagspause auf dem Uhrturm herumklettern und von der Polizei wieder heruntergepflückt werden…?).
Bereits einige Tage zuvor konnte ich schon bei den Vorbereitungen zusehen; der Campus wurde geschmückt, viel Deko gebastelt und die einzelnen Clubs übten fleißig eine Performance (zumindest soweit möglich). So waren alltägliche Seilchenspringer auf dem Unigelände und die ein oder andere Band nicht ganz unüblich.
Da das Fest von Donnerstag bis einschließlich Sonntag ging, war mehr als genug Zeit, sich umzuschauen, wobei ich gestehen muss, nur Donnerstag und Sonntag hingegangen zu sein, da ich die anderen beiden Tage ja in Kobe verbracht hatte.

Gleich am ersten Tag verabredete ich mich mit Daria aus Heidelberg, um uns das Fest anzuschauen – bereits beim Eingang konnte man die Seilchenspringer dann in Aktion sehen, welche einen Mix aus Tanz und nunja, eben Seilchenspringen vorführten. Das Ganze war dann gekoppelt mit Musik und schön anzuschauen. Daneben gab es diverse Essensstände mit der ein oder anderen Leckerei (wir schnappten uns je eine Schokobanane) und auch in den Gebäuden gab es ein wenig was zu bestaunen, so beispielsweise eine Kunstausstellung des Kunstclubs mit Zeichnungen, Töpfereien und Blumengestecken. Mir wurde dann gleich noch ein Fragebogen in die Hand gedrückt, den ich mehr schlecht als recht ausfüllte, aber hey, der Wille zählt.
Auch toll war das Geisterhaus – vom Schwimmclub organisiert. Da man im November auf dem Unigelände nur bedingt seine Schwimmkünste zum Besten geben kann (erstens ist es kalt und zweitens gibt es dort keinen Pool), hatte der Schwimmclub offensichtlich überlegt, ein Geisterhaus zu organisieren, und dafür einen Hörsaal komplett dunkel zu machen. Dann ging es in Dreiergrüppchen (inzwischen war noch ein Austauschstudent aus China zu uns gestoßen) hinein, angeleitet von einem der Organisatoren, der einen Leuchtstick in der Hand hielt, damit man sich nicht verlief. Es war auf jeden Fall ganz lustig, wobei mich die ganzen Skelette und anderen Leute, die einen erschrecken wollten, nicht sonderlich berührt haben – am schlimmsten fand ich tatsächlich, wie hilflos man sich „blind“ fühlt, da es wirklich stockfinster war.

Es gab auch ein VR-Café, wo man wohl Cocktails trinken und dabei eine VR-Brille auf haben kann, aber irgendwie hatten die ein technisches Problem, sodass wir wieder davonzogen. Als Abschluss sahen wir uns dann noch ein Theaterstück an, ehe wir uns auftrennten und wieder zurückgingen.
Nachdem ich zwei Tage in Kobe verbracht hatte, wollte ich am Sonntag wieder zum Fest, um mir das Finale anzuschauen, und traf mich dafür wieder mit Daria und einigen Austauschstudenten. Auf dem Südcampus wurde dafür eine Bühne errichtet und dann gab es verschiedene Darbietungen von den unterschiedlichsten Clubs (Seilspringen, Singen, Tanz und ein Bingo-Spiel), wobei eben aus jedem Club nur ein paar Leute mitmachten. Offenbar hatten sich die Clubs aufgeteilt in mehrere Gruppen und während alle quasi auf dem Campus auftraten, durften nur die „Besten“ zum Schluss auf die Bühne. Das Programm war sehr lang, aber auch schön, da die Leute teilweise echt gut waren. Mein Highlight war die A cappella Gruppe, da die einfach wahnsinnig gut sind, aber auch die anderen waren toll.
Später dann verabschiedete ich mich von den anderen und machte mich auf den Heimweg, da es schon spät war. Ich wunderte mich nur kurz über die Krankenwagen, die offenbar gekommen waren, die ganzen Alkoholleichen auf dem Campus abzuholen…oje.

Die restlichen Tage verbrachte ich wie gesagt größtenteils mit Lernen und Hausarbeit-Schreiben. Einmal war ich mit Michi, Daria und Elena im Karaoke, was viel Spaß machte, und auch in einem Okinawa-Restaurant, wo ich mein überaus geliebtes fû chanpurû essen konnte. Ich hätte vor Freude fast geweint, so gut war es. Und die Okinawa-Musik, die da gespielt wurde…hach.
Vergangene Woche Freitag lud mich Daria ins Theater ein, da sie Freikarten bekommen hatte, und wir sahen uns kyôgen an, eine weitere alte japanische Theaterform, die hauptsächlich darauf abzielt, den Zuschauer zum Lachen zu bringen. Und auch wenn ich nicht alles verstanden habe, da die Darsteller eben sehr altes Japanisch sprachen, so musste ich dennoch oft lachen und es hat mir sehr gefallen. Das Theater war auch gar nicht so weit weg von der Uni, ich sollte mal schauen, ob es noch mehr interessante Aufführungen dort gibt! In Deutschland bin ich ja bis auf Schulausflüge nie so richtig im Theater gewesen, aber ich bin sicher, dass es auch dort das ein oder andere interessante Programm gibt!