Das neue Jahr in Kanazawa begann sehr kalt, aber glücklicherweise auch mit etwas Schneefall und weniger Regen, was ich besonders begrüßte. Am ersten Januar wollten wir einem Schrein einen Besuch abstatten, um Neujahrssüßigkeiten zu essen, ließen es dann aber sein, als wir die Menschenmassen vor Kanazawas offenbar beliebtestem Schrein sahen. Stattdessen gingen wir zu einem Mini-Schrein, wo es zwar keine Süßigkeiten gab, dafür aber omikuji, diese kleinen Orakelzettelchen, die einem verraten, wie viel Glück das neue Jahr bringt. Meins versprach großes Glück, sodass ich es gleich an den dafür vorgesehenen Baum band, da sich nur auf diese Weise so etwas bewahrheitet (wenn man daran glauben möchte, wohlgemerkt).

Da an Neujahr bis auf amerikanische Ketten wie Starbucks & Co., Konbinis und Game Center alles geschlossen hat, gab es nicht viel zu tun, sodass wir erst in Starbucks einen Kaffee schlürften und dann ins Game Center gingen. Da Daria ein Plüschtier beim Ufo Catcher (diese Greifarm-Spiele) gewinnen wollte, leistete ich ihr Gesellschaft und spielte ebenfalls an einer Maschine, in der es Kirbys gab. Nachdem ich nach drei Versuchen nichts gewonnen hatte und mir mein Geld langsam schade wurde, wollte ich eigentlich gehen, aber da Daria mit einer alten Omi, die zwei Plüschtiere gewonnen hatte, quatschte (offenbar war sie Veteranin und machte das professionell – oder schon sehr lange), warf ich noch eine letzte Münze in das Ding, ließ den Greifarm herumfahren und traute meinen Augen kaum, als er einen Kirby ergriff und bis zum Ausgang brachte. Wuhu! Das erste Mal etwas gewonnen!
Offenbar hat das omikuji-an-den-Baum-Binden doch etwas gebracht, hehe.
Am zweiten Januar stand ein Ausflug an. Netterweise hatte der Besitzer des Hostels noch zwei Tickets für uns reservieren können, nachdem wir nicht fündig geworden waren. Die Rede ist von Shirakawa-go, einem Dorf in der Nähe von Kanazawa, das gleichzeitig Weltkulturerbe ist und berühmt für seine Architektur mit den hohen Dächern. Seit ich vor über einem Jahr davon erfahren habe, wollte ich sehr gerne dorthin, nur ist es eben schwierig, einen Weg zu finden, da dort keine Bahnen fahren oder Ähnliches, und man daher auf spezielle Busse angewiesen ist. Ende November hatte die Uni einen Ausflug dorthin organisiert, aber da ich Pech hatte und nicht mit konnte, wollte ich es gerne diesmal versuchen. Und es hat geklappt!

Dank des Hostels konnten wir noch zwei Bustickets ergattern, zwar nicht von Kanazawa aus, sondern Toyama, eine einstündige Zugfahrt entfernt, aber das war es uns wert.
Wir mussten sehr früh los, da wir eben noch nach Toyama mussten, aber sobald wir in Shirakawa aus dem Bus stiegen, war alle Müdigkeit vergessen. Es lag überall Schnee in Massen, schneite immer noch und war einfach wie im Märchen! Richtig wunderschön.
Es gab auch einen Ausguck weiter auf einem Berg. Laut einem Hinweisschild durfte man im Winter nicht den Bergpfad nutzen, weil es gefährlich war, sodass wir auf den Shuttle-Bus warteten und kurz darauf von oben eine herrliche Aussicht auf das verschneite Märchendorf genießen konnten.

Mutig (bzw. geizig), wie wir waren, gingen bzw. schlitterten wir den Berg abschließend wieder hinunter – da das aber mehrere Leute taten, war es wohl gar nicht so gefährlich und tatsächlich kamen wir nach einiger Zeit auch unten an, ohne ein einziges Mal hingefallen zu sein, trotz der Glätte. Zwar waren meine Schuhe keineswegs wasserdicht und meine Füße dementsprechend nass, aber dennoch war es toll, mal wieder richtig durch Schnee zu stapfen. Einfach schön!
Zum Schluss sahen wir uns ein solches Haus auch von Innen an, ehe wir uns auf den Rückweg zum Bus machten, da die Tickets nur für eine bestimmte Uhrzeit galten.

Glücklich, dass dieser Ausflug geklappt hatte, machten wir uns so auf den Heimweg und fragten im Hostel nach, ob wir eine Nacht länger bleiben könnten, da es uns so gefiel. Netterweise gab uns der Besitzer dann auch noch das Tatami-Zimmer für einen sehr günstigen Preis, was uns natürlich sehr freute, sodass wir noch einen Tag mehr in Kanazawa verbringen konnten, ehe wir dann am 3. Januar auscheckten, in der German Bakery frühstückten und dann wieder mit dem Zug zurück nach Kyoto fuhren.
Insgesamt hat mir Kanazawa (und ganz besonders Shirakawa!) wirklich gut gefallen und ich bin froh, dass alles so glatt lief (außerdem habe ich nun ein süßes Kirby-Plüschtier als Erinnerung).
In Kyoto stellte ich Kirby sowie ein wenig Gepäck bei Daria unter, ehe ich mich aufmachte in Richtung Hostel, da ich noch zwei Nächte heimatlos war, ehe ich am 5. dann in meine Wohnung konnte. Viel gemacht habe ich in der Zeit nicht, außer ein wenig zu spazieren, zum Hiei-zan (höchster Berg um Kyoto herum) zu fahren, den Weg hinauf nicht zu finden und wieder zu gehen (die Seilbahn hinauf hat im Winter leider auch geschlossen), ein wenig durch die Gegend zu spazieren und die Ruhe zu genießen, ehe Uni wieder anfing. Das Hostel war nahe an der Uni, jedoch recht leer, da neben mir nur eine einzige weitere Japanerin noch da war und sonst kein weiterer Gast. Ein Restaurant gehörte auch dazu, wo ich einmal mit Daria zu Abend aß (etwas Thailändisches), was super schmeckte. Im Ende plauderten wir noch ein wenig mit der Köchin, die uns ein paar Tipps gab, wollten wir das einmal nachkochen.
Am Freitag ging es dann wieder zur Uni, mit Reiserucksack und allem, und von dort aus direkt zu meiner neuen Wohnung, wo ich meinen Schlüssel erhielt und vom Vermieter gezeigt bekam, was ich wo fände. Dann war ich alleine in meinen neuen vier Wänden und auch wenn das mittlerweile über 10 Tage her ist, muss ich sagen, dass ich mich sehr wohl hier fühle und es nicht bereue, aus dem Wohnheim ausgezogen zu sein, so nett die Leute dort waren – es war einfach zu weit und gab nichts zu tun. Hier jedoch bin ich innerhalb weniger Minuten an der Uni oder in der Innenstadt, habe Einkaufsmöglichkeiten ohne Ende, diverse Cafés in der Umgebung (eines zeigt offenbar auch Kinofilme zu günstigen Preisen, was ich definitiv mal ausprobieren möchte!), einen 100 Yen Shop (muss!), zwei Metzger (sofern ich Fleisch wollte), und, mein Highlight: eine tolle Bäckerei.
Ich denke, es lässt sich sehr gut hier leben!