Ich weiß, seit dem letzten Beitrag ist schon ein wenig Zeit vergangen. Die letzten Wochen waren gefüllt mit Prüfungsvorbereitung, Prüfungen und Hausarbeiten. Eine Übersetzung habe ich noch vor mir, aber ich bin guter Dinge, dass ich sie bald fertig habe und abgeben kann. Das ist gut so, da ich bald ein wenig verreise, und zwar zunächst nach Taiwan und direkt im Anschluss nach Okinawa. Hach, ich freue mich schon darauf.

Durch die ganzen Prüfungen habe ich in den letzten Wochen auch nicht viel Spannendes erlebt. Wir sind ab und an essen gegangen und gestern beispielsweise war hier ein Feiertag (setsubun). Nach dem alten japanischen Kalender markiert dieser Tag das Ende des Winters (haha, schön wär’s) und es werden Bohnen geworfen, um böse Geister zu vertreiben, und anschließend Sushi gegessen. Da heutzutage aber niemand mehr Lust hat, in seinem Haus Bohnen zu werfen und dann wieder aufzuräumen, geht man stattdessen zum Schrein und tut das dort (dann allerdings nur Kinder), oder in manchen Grundschulen und Kindergärten gibt es sowas auch (ebenfalls für Kinder). Der Yoshida-Schrein nahe der Uni ist ziemlich beliebt für Setsubun. Es wurden Stände aufgebaut, an denen man lecker Essen kaufen konnte, und am Abend wurde ein Leuchtfeuer angezündet – wofür genau, weiß ich nicht, aber ein paar Freunde und ich nutzten die Gelegenheit, es uns anzusehen. Es war wirklich beeindruckend und das Schöne war, dass wir die Wärme in unseren Gesichtern spüren konnten – eine willkommene Abwechslung, da es leider immer noch sehr kalt ist.

Da ich in den letzten Tagen wie gesagt nicht allzu viel Spannendes unternommen habe, dachte ich, ich erzähle mal was, wie es so ist, nicht mehr im Wohnheim zu wohnen.
Wie die meisten wissen, bin ich vor rund einem Monat aus Uji nach Kyoto gezogen, da mir der Weg vom Wohnheim zur Uni zu weit war und mir viel Zeit vom Tag verloren ging. Da meine Zeit in Japan auch nur begrenzt ist, war das sehr ärgerlich – vor allem, da meine Freunde auch fast alle in Kyoto wohnen und ich dann immer darauf achten musste, auch ja den letzten Zug nicht zu verpassen, und dann immer erst tief in der Nacht daheim ankam. Oder eben auf den ersten Zug warten musste, was hieß, die Nacht durchzumachen…
Da es in Japan auch kein Semesterticket gibt, war die Fahrt nicht ganz billig und häufig musste ich schon morgens überlegen, ob ich gleich bis zum Abend in Kyoto bleiben wollte, da ich zu geizig war, täglich zwei- oder dreimal nach Kyoto zu fahren. Zusätzlich ist Ohbaku einfach langweilig, da es dort kaum etwas gibt – sogar der Supermarkt schließt früher als andere Supermärkte in Japan, weshalb ich öfters gar nicht erst zum Einkaufen kam, da er schon zu war, wenn ich zu Hause ankam. Daneben gab es leider auch weder Karaoke noch irgendetwas anderes, was man unternehmen konnte. Man war quasi dazu verdonnert, im Wohnheim zu sitzen.
Das alles führte dazu, dass ich mich nach einer Wohnung in Uninähe umsah und ich hatte großes Glück, dass ich eine fand, die nicht nur gerade einmal 15-20 Gehminuten entfernt liegt, sondern diese auch noch voll möbliert ist und ich nebenbei auch bequem in die Innenstadt laufen kann. Ich habe auch gefühlt unendlich Einkaufsmöglichkeiten hier (und diese tolle 100-Yen-Bäckerei <3) und auch das ein oder andere nette Café. Erst kürzlich war ich beispielsweise in einem kleinen Café, das sehr bequem war und in dem man sich prima mit dem Wirt und anderen Gästen unterhalten konnte. Da es praktisch um die Ecke liegt, werde ich sicherlich noch ein paar Mal dort vorbeischauen. Des Weiteren gibt es auch einen Laden für gebrauchte Bücher, sollte mir einmal der Lesestoff ausgehen (was ich jedoch bezweifle) und auch Konbinis sowie Bahnhöfe sind nicht weit. Die Lage ist also top!
Ein wenig schade finde ich, dass ich keine eigene Waschmaschine habe (die Wohnung, auf die ich mich ursprünglich beworben hatte, hatte eine), sondern es eine für alle Bewohner hier gibt. Aber da in dem Haus nur sechs Apartments liegen, ist das kein Problem. Bisher hatte ich noch kein Mal warten müssen, weil sie belegt war.
Wenn man so alleine für sich statt in einem Wohnheim lebt, fallen einem doch so einige Unterschiede auf:
- Werbung. Ich dachte schon, in Deutschland bekommt man viel Papiermüll in den Briefkasten, aber was man hier so bekommt, ist der Wahnsinn. Leider scheint es hier auch nicht üblich zu sein „Keine Reklame“-Schilder auf seinen Briefkasten zu kleben. Vielleicht sollte ich es ja trotzdem mal versuchen, eventuell auch mit dem Hinweis „Ich bin Ausländer, ich kann Ihre Werbung ohnehin nicht lesen!“ oder so?
- Dem Japanischen Rundfunk ist es egal, ob man Bafög-Empfänger ist oder nicht. Gebühren sind zu zahlen, wenn man einen Fernseher besitzt, was ich tue. (Dass nichts passiert, wenn man es nicht tut, habe ich leider erst zu spät erfahren – schade, dass ich so ehrlich bin und den Zettel ausgefüllt habe!)
- Das Herausstellen des Mülls ist in Japan ein Studienfach für sich (neben dem Zählen).
Besonders den letzten Punkt möchte ich einmal näher erläutern. Bereits beim Einzug erhielt ich von meinem Vermieter ein kleines Büchlein mit verschiedenen Informationen zum Leben in Japan (die Informationen, wie man eine Toilette benutzt, hingegen fand ich weniger nötig – ich habe noch nicht einmal so eine fancy High-Tech-Toilette, sondern eine ganz normale…), und auf einer Seite wurde auch erklärt, wie das hier mit dem Müll funktioniert. Wie sich herausstellt, holt die Müllabfuhr an unterschiedlichen Tagen unterschiedlichen Müll ab. Dafür hängt dann draußen an der Abstellstelle (quasi neben dem Haus am Straßenrand) ein Schild, auf dem steht, wann was abgeholt wird. Das sieht dann ungefähr so aus:
- Nicht-recyclebarer Müll sowie Küchenabfälle: Dienstag und Freitag
- Recyclebarer Müll: Mittwoch
- Plastikflaschen, Glas und Dosen: Donnerstag
- Pappkartons, Metallobjekte: jeden dritten Mittwoch im Monat, wenn die Sterne in einer bestimmten Konstellation stehen und kein Vollmond ist
Gut möglich, dass ich beim letzten Punkt ein wenig übertrieben habe. Auf jeden Fall ist es ziemlich strikt und man hat sich gefälligst daran zu halten. Da in jeder Nachbarschaft die Daten anders sind, sollte man sich möglichst die eigenen Daten merken. Die Müllabfuhr fängt morgens um 8 Uhr an, d.h. man sollte seinen Müll auch kurz vor 8 runterbringen – aber nicht in der Nacht zuvor! Denn es kann sein, dass herumstreunende Katzen oder Krähen (oder beides) die Müllbeutel aufreißen und den Inhalt auf der Straße verteilen…

Oh, und noch etwas: Man darf nur bestimmte Müllbeutel nutzen, die die Stadt vorgibt. Für den nicht-recyclebaren Müll so gelbe Beutel und für recyclebaren Müll sowie die Plastikflaschen (die vor dem Wegwerfen innen gespült gehören) einen durchsichtig-grünen Beutel. An sich nicht schlimm, aber was mache ich dann mit den ganzen Konbini-Tüten und Tüten anderer Läden, da man in Japan ja einfach immer zu viele Tüten bekommt? Die haben sich im Wohnheim (da ist das nicht so streng) so gut als Müllbeutel geeignet, aber hier…*seufz*
Jedenfalls will ich ein vorbildlicher Bürger sein und mich auch an die Müllregeln hier halten – und wenn ich morgens einmal zu faul zum Aufstehen bin (ich habe frei, verflixt nochmal!), bleibe ich einfach so lange auf, dass schon wieder fast Morgen ist, und bringe den Müll dann herunter *hust* Kürzlich habe ich zum Beispiel gesehen, wie mein Nachbar zu spät dran war und seinen Müll wieder hochgebracht hat. Er hat ihn dann vor der Tür abgestellt und am nächsten Tag war der Beutel tatsächlich aufgerissen und der Inhalt im Gang verteilt. Offenbar ist das mit den Katzen doch nicht so übertrieben!
So, genug zum Müll in Japan. Vielleicht interessiert den ein oder anderen ja ein Einblick in den japanischen Alltag 🙂
Wie gesagt geht es am Mittwoch nach Taiwan und von da aus direkt nach Okinawa. Da ich meinen Laptop nicht mitnehmen werde, werde ich unterwegs keine neuen Einträge veröffentlichen, aber dafür habe ich bei meiner Rückkehr am 19. Februar umso mehr zu berichten! Und Fotos werde ich auch ganz viele machen, versprochen!