Taiwan Part II – Ab in den Süden

Wie im vergangenen Beitrag berichtet, ging es am Freitag in Richtung Süden. Für den Hinweg hatten wir uns für den Schnellzug entschieden, da das nun einmal, naja, schneller geht. Da Taiwan nicht besonders groß ist, dauerte die Fahrt auch nur knapp zwei Stunden (die ich größtenteils schlafend verbrachte), und ab Takao nahmen wir dann noch einen Bus, der uns bis nach Hengchun ganz im Süden Taiwans brachte.

Dort angekommen, dachte ich erst, ich sei im Sommer angekommen – strahlender Sonnenschein und 25 Grad. Kaum zu glauben, dass noch Februar war. Normalerweise bin ich kein Sommermensch, aber zumindest für den Moment war ich froh, der eisigen Kälte Kyotos entkommen zu sein und freute mich über die angenehme Temperatur.

Nicht weit von der Bushaltestelle war auch unser Hostel entfernt, in dem wir eincheckten und unsere Sachen abstellten. Schön fand ich auch, dass in dem Hostel offenbar drei (zumindest habe ich während des gesamten Aufenthalts nicht mehr als drei verschiedene gesehen) Katzen wohnten. Die waren zwar nicht besonders interessiert an uns, aber toll fand ich es trotzdem.

Wer lesen kann…

Noch am ersten Tag machten wir uns auf, die Gegend zu erkunden, die alten Stadttore anzuschauen und nebenbei ganz vielen Katzen auf der Straße zu begegnen, die wir streichelten. Gegen Nachmittag machten wir uns auf zu einer Stelle, an der wohl durch irgendwelche Löcher im Boden Gas austrat, das brannte. Jedenfalls waren drei Steinhäufchen zu sehen, in deren Mitte jeweils eine kleine Flamme brannte. An sich fand ich das ziemlich interessant, aber ich war sehr genervt von den vielen Touristen drumherum, die die nicht gerade wenigen Schilder ignorierten, man sollte nicht in den abgegrenzten Bereich gehen, ebenso wenig wie das große Schild am Eingang, man möge bitte kein Essen dort grillen oder Feuerwerke zünden – und ja, beides wurde nicht gerade wenig gemacht. Ich war ziemlich enttäuscht, dass gefühlt 80% der Besucher nichts Besseres anzufangen wussten, als Popcorn und Eier zu kochen. Haben die keine Kochmöglichkeiten daheim? Ganz zu schweigen von der Tatsache, dass es dadurch ziemlich unmöglich war, ein gescheites Foto oder sogar ein kleines Video zu machen, da die Sicht auf die Flammen dermaßen eingeschränkt war.

Ziemlich genervt machten wir uns später wieder auf den Heimweg, da es bereits dunkel war, und aßen noch ein wenig zu Abend. Ich hatte eine Pizza, die wirklich gut schmeckte (erste richtige Pizza seit langem, fürchte ich) und danach kauften wir uns an einem Straßenstand, von denen es ja nicht gerade wenig gibt in Taiwan, je einen Tee und schlenderten gemütlich zurück zum Hostel.

So sieht Februar im Süden Taiwans aus.

Am nächsten Tag ging es weiter in Richtung Süden (für den Weg nutzten wir gemietete Motorräder, wobei Fan mich wieder mitnahm, da ich ja nicht fahren kann), einmal zum Strand, um ein wenig das Wetter zu genießen und nach einer kurzen Verschnaufpause weiter zum Kenting National Park, der wirklich groß und faszinierend war. Es war ein tolles Gefühl, inmitten der Natur zu laufen, und unterwegs dorthin (also sogar noch außerhalb des Parks!) trafen wir auf Affen! Leider waren sie zu schnell, um sie fotografieren zu können, aber faszinierend fand ich es trotzdem, da ich, glaube ich, noch nie Affen außerhalb von Zoos und dergleichen gesehen hatte.

Der Park erinnerte mich ein wenig an die Wildnis im Norden Okinawas, was ich interessant fand. Andererseits sind die Klimabedingen ja recht ähnlich und so weit entfernt sind Taiwan und Okinawa ja auch nicht. Abgesehen von einer Gruppe Chinesen, die sich laut über mich Ausländerin (was aber auch auf sie zutraf, duh) unterhielten, trafen wir auch kaum auf Leute. Da es sehr heiß und schwül war, war es ein wenig anstrengend, durch das Gebiet zu laufen, auch, weil es nicht gerade wenige Hügel und Treppen gab. Wir fanden auch zwei Höhlen, durch die wir wanderten (und vor denen ich nur ein klein bisschen Angst hatte) und in denen es erfrischend kühl war. Es gab auch einen kleinen Aussichtsturm, von dem aus man das Gebiet herrlich überblicken konnte, auch wenn man nicht viel mehr als Berge und Wälder sah.

Der südlichste Punkt Taiwans, ich war da!

Nach einigen Stunden kamen wir wieder heraus und machten uns auf den Weg noch weiter in Richtung Süden, so weit wie es ging. Dort angekommen, gab es einen kleinen Korridor umgeben von Bäumen, an deren Ende sich dann der südlichste Punkt Taiwans befand, schön mit Tafel und Touristen, und dahinter dem Meer. Ich muss sagen, ich fühle mich ein wenig besonders, am südlichsten Punkt diesen schönen Landes gestanden zu haben, haha!

Der Rückweg verlief ohne größere Probleme, wir machten noch in einer kleinen Stadt halt, wo wir zu Abend aßen und uns ein wenig den Nachtmarkt ansahen, dann ging es zurück zum Hostel, wo wir ein wenig mit den Katzen spielten und dann noch kurz in einer Bar vorbeischauten, um Cocktails zu trinken und Dart zu spielen, was wir alle nicht besonders gut konnten.

Dann war auch schon der letzte Tag im Süden herangebrochen und wir machten nur einen kleinen Ausflug zu einem Gedenkstein, der an eine Schlacht erinnerte, sowie zu einem alten okinawanischen Grab. Ich weiß zwar nicht, warum es in Taiwan stand, aber es war unverkennbar okinawanisch.

Diese süße Eule blickte uns aus einer rissigen Hauswand entgegen.

Dann brachten wir die Motorräder zurück, holten unser Gepäck und fuhren ein paar Stationen mit dem Zug, bis wir in einer anderen Stadt ankamen, deren Namen ich vergessen habe, aber in der es eine Art kleines Kunstmuseum gab sowie ein paar Häuser, die Kunstwerke und Ähnliches zierten. Das war ganz hübsch gemacht und da wir ohnehin noch Zeit für den nächsten Zug hatten, sahen wir uns das Ganze gleich noch an. Dann fuhren wir weiter hoch nach Takao, wo wir zu Mittag aßen und ein etwas größeres Kunstmuseum besuchten (der Eintritt war frei und da drin gab es so süße Miniaturhäuser!) und uns ein wenig die Stadt ansahen, ehe wir zurück zum Bahnhof gingen und dann mit dem Fernbus wieder zurück nach Taipeh fuhren, weil das bedeutend günstiger war als noch einmal den Shinkansen wie auf dem Hinweg zu nehmen. Dafür dauerte die Fahrt auch über fünf Stunden, aber der Bus war relativ leer und ich schlief die zweite Hälfte über sowieso. Die erste Hälfte der Busfahrt sah ich mir einen Film an, der leider ohne Ton und nur mit chinesischen Untertiteln lief, sodass ich mir eigene Dialoge ausdachte und überlegte, was wohl die Handlung war (ein kurzer Check im Internet später ergab, dass ich gar nicht so daneben gelegen hatte!).

Dann waren wir spät am Abend auch schon wieder in Taipeh angekommen, wo ich mich von Fans Kommilitonin verabschiedete und dafür bedankte, dass sie mitgekommen war, und wir dann zurück heimfuhren. Fans Eltern hatten Besuch und machten Karaoke, sodass ich als Exotin noch von allen begrüßt wurde (wobei eine Dame sogar schon einmal in Deutschland gewesen war!) und dann ging ich auch schon ins Bett, da ich sehr müde war und am nächsten Tag früh aufstehen musste, da mein Flug nach Okinawa bereits früh am Morgen war.

Leider konnte Fan nicht mit zum Flughafen kommen, aber er brachte mich wenigstens zur Bushaltestelle für den Shuttlebus, wo wir uns verabschiedeten. Da er ab April sein Masterstudium in Okinawa beginnt, hoffen wir, dass es diesmal nicht so lange dauert, ehe wir uns wiedersehen. Ich dankte ihm noch dafür, dass ich ihn erneut besuchen durfte und wir uns diesmal andere Ecken Taiwans angesehen hatten, dann kam auch schon der Bus (mit etwas Verspätung), sodass ich mich später am Flughafen ein wenig beeilen musste, aber es klappte alles und nur wenige Stunden später landete ich zu Hause, d.h. wieder in Japan, in Okinawa, wo ich mich halt auch auskenne 😉

Taiwan Part I – Bücher, Bücher, Bücher!

Sodale. Seit gestern Abend bin ich zurück von meiner zwölftägigen Reise nach Taiwan und Okinawa! Es war wirklich schön und ganz besonders habe ich mich gefreut, so viele Freunde wiedersehen zu können, und das nach zwei und mehr Jahren! Schön, dass man nach all der Zeit so viele Geschichten auszutauschen hat.

Doch der Reihe nach: Vom 7. bis 12. Februar ging es für mich nach Taiwan, zunächst nach Taipeh, wo ich 2016 schon einmal gewesen war. Auch diesmal traf ich mich mit Fan, mit dem ich in Okinawa in einer Klasse gewesen war. Ein wenig anders war jedoch, dass wir vom 9. bis 11. mit noch einer Freundin zusammen runter in den Süden Taiwans fuhren, um das warme Wetter dort (26 Grad! Und das im Februar!) zu genießen – wo ich mir doch gleich noch den ersten Sonnenbrand des Jahres geholt habe, haha.

In diesem Udon-Laden verbrachte ich einen guten Teil der Nacht. Darüber ist ein Mangacafé, das ebenfalls 24/7 geöffnet hat.

Doch der Reihe nach:
Da mein Flug von Osaka nach Taipeh sehr früh am Morgen war und ich beim Buchen verplant hatte, dass man bei einem internationalen Flug ja um Einiges eher da sein soll, entschloss ich mich am vorigen Abend, am Flughafen zu übernachten. Da ich mich am 6. abends noch mit einigen Freunden hier zum Essen (okinawanisch!) traf, passte es sehr gut – nur, dass wir dann so lange unterwegs waren, dass auch keine Züge mehr nach Osaka fuhren. Ups. Da ich nicht weiter als bis zum Bahnhof Kyoto kam, blieb ich eben dort und wollte den frühesten Shuttlebus zum Flughafen nehmen – der um 4:30 Uhr abfuhr. Die Nacht verbrachte ich in einem 24/7 Udon-Laden am Bahnhof, in dem auch sehr viele Japaner mit Gepäck saßen und teilweise schliefen, von daher war das wohl kein Problem. Neben Essen wurde man auch mit kostenlosem Tee versorgt, was mir bei den Temperaturen nur sehr lieb war. Im Bahnhof konnte ich nicht bleiben (dabei hatte ich große Hoffnungen auf McDonald’s gesetzt!), denn offenbar werden große Bahnhöfe in Japan nachts abgeschlossen, genau wie auch die Wartehalle für Reisende (?!). Verrückt! Einerseits verstehe ich den Sinn dahinter, andererseits kann man ruhig Erbarmen zeigen bei den Minustemperaturen, die hier nachts so herrschen…

Weshalb ich nicht so gerne mit Billig-Airlines fliege: Beinfreiheit ist da quasi gar nicht vorhanden.

Nach vielen vielen Stunden dann war ich, völlig übermüdet, aber auch froh, vormittags dann auch am Flughafen Taoyuan angekommen, hurra! Und zu meinem Glück war es auch gar nicht so heiß, sondern „nur“ angenehm warm, doppelt hurra! Am Flughafen wartete bereits Fan, um mich abzuholen. Bevor es jedoch nach Taipeh ging, liefen wir fix zu den Abreisecountern, um noch jemanden zu treffen: U, der sich an genau diesem Tag zu einer Geschäftsreise aufmachen musste. Ursprünglich hatten wir uns treffen wollen, aber gerade in der Zeit, in der ich dort war, drückte ihm sein Chef eine Reise nach Bangladesch rein – wie gemein! Da wir uns seit Okinawa nicht gesehen hatten, wollten wir uns wenigstens am Flughafen Hallo sagen, dann musste U auch schon weiter.

Fans Vater brachte uns netterweise mit dem Auto nach Hause, wo ich mein Gepäck abstellte und wir dann zum Mittagessen fuhren. In der Zeit tauschte ich mich mit Fan aus, was so in den letzten zwei Jahren passiert war, über die Zeit in Okinawa und und und. Am Nachmittag trafen wir dann zwei weitere Kommilitonen von Fan, mit denen ich mich auf Englisch unterhielt, und wir spazierten ein wenig durch die Straßen von Taipeh. Da es kurz vor dem chinesischen Neujahrsfest war, waren die Straßen voll mit Verkaufsständen und kleineren und größeren Events, die wir uns so anschauten. Am Abend setzten wir uns noch gemütlich in ein Café, das in einem ehemaligen Krankenhaus gebaut worden war, ehe wir uns auf den Rückweg machten.

Ausblick auf einen Teil der Buchmesse.

Am folgenden Tag ging es in die Nähe des Taipeh 101, diesmal jedoch nicht hoch, sondern in ein anliegendes Gebäude hinein: In Taipeh fand gerade die Internationale Buchmesse statt, und als Buchfan will ich mir so etwas doch nicht entgehen lassen. Zuvor jedoch musste Fan noch etwas an der Uni erledigen, weshalb ich einen Spaziergang unternahm und mir die Umgebung ansah, ehe wir zur Buchmesse aufbrachen. Auch diesmal wieder kamen zwei Freunde von Fan mit, wodurch es nochmal lustiger war, da man mehr Leute zum Austauschen hatte. Auf der Messe selbst teilten wir uns zwar auf, da jeder in andere Ecken abschwirren wollte (ich sah mir chinesische Bücher zwar gerne an, konnte aber mit den internationalen Ständen mehr anfangen), aber später am Abend trafen wir uns wieder und gingen noch gemeinsam essen.

Taipeh 101. Im Gebäude daneben fand die Messe statt.

Die Buchmesse war sehr spannend! Ich kam mir vor wie im Himmel, umgeben von so vielen Büchern auf so vielen Sprachen! Es gab auch einige Stände zu Brettspielen sowie Musik, aber den Großteil machten eben Bücher aus – Sachbücher, historische Werke, Comics, Artbooks (Artbooks!) Gedichte, Romane – alles Mögliche konnte man finden (und teilweise auch erwerben), sodass ich an mich halten musste, nicht all mein Geld da zu lassen. Sogar einen deutschen Stand gab es auch, sowie natürlich Amerika, Frankreich und viele andere Länder. Japan nahm auch ziemlich viel Platz ein, sogar mit kleiner Okinawa-Ecke, die mir besonders gefiel, hehe. Insgesamt also eine tolle Erfahrung und ich weiß jetzt schon, dass ich im Oktober unbedingt auf die Frankfurter Buchmesse gehen will, schließlich ist die ja noch größer!

Am Freitag ging es nach Süden Taiwans, zu dritt, da noch eine Freundin mitkam. Wir fuhren an den allersüdlichsten Zipfel Taiwans, was ich in doppelter Hinsicht besonders spannend fand: Zunächst einmal war es eben der südlichste Punkt in Taiwan, und gleichzeitig auch der südlichste Ort auf der Welt, an dem ich jemals war! Selbstredend, dass es auch sehr warm war mit 26 Grad Anfang Februar 😉

Auf diesen Ausflug möchte ich aber gerne im einem nächsten Beitrag eingehen!

Von Geistern und Bohnen

Ich weiß, seit dem letzten Beitrag ist schon ein wenig Zeit vergangen. Die letzten Wochen waren gefüllt mit Prüfungsvorbereitung, Prüfungen und Hausarbeiten. Eine Übersetzung habe ich noch vor mir, aber ich bin guter Dinge, dass ich sie bald fertig habe und abgeben kann. Das ist gut so, da ich bald ein wenig verreise, und zwar zunächst nach Taiwan und direkt im Anschluss nach Okinawa. Hach, ich freue mich schon darauf.

Der Schrein war gut besucht!

Durch die ganzen Prüfungen habe ich in den letzten Wochen auch nicht viel Spannendes erlebt. Wir sind ab und an essen gegangen und gestern beispielsweise war hier ein Feiertag (setsubun). Nach dem alten japanischen Kalender markiert dieser Tag das Ende des Winters (haha, schön wär’s) und es werden Bohnen geworfen, um böse Geister zu vertreiben, und anschließend Sushi gegessen. Da heutzutage aber niemand mehr Lust hat, in seinem Haus Bohnen zu werfen und dann wieder aufzuräumen, geht man stattdessen zum Schrein und tut das dort (dann allerdings nur Kinder), oder in manchen Grundschulen und Kindergärten gibt es sowas auch (ebenfalls für Kinder). Der Yoshida-Schrein nahe der Uni ist ziemlich beliebt für Setsubun. Es wurden Stände aufgebaut, an denen man lecker Essen kaufen konnte, und am Abend wurde ein Leuchtfeuer angezündet – wofür genau, weiß ich nicht, aber ein paar Freunde und ich nutzten die Gelegenheit, es uns anzusehen. Es war wirklich beeindruckend und das Schöne war, dass wir die Wärme in unseren Gesichtern spüren konnten – eine willkommene Abwechslung, da es leider immer noch sehr kalt ist.

Die Feuerwehr war auch anwesend und passte auf, dass das Feuer gut unter Kontrolle blieb.

Da ich in den letzten Tagen wie gesagt nicht allzu viel Spannendes unternommen habe, dachte ich, ich erzähle mal was, wie es so ist, nicht mehr im Wohnheim zu wohnen.

Wie die meisten wissen, bin ich vor rund einem Monat aus Uji nach Kyoto gezogen, da mir der Weg vom Wohnheim zur Uni zu weit war und mir viel Zeit vom Tag verloren ging. Da meine Zeit in Japan auch nur begrenzt ist, war das sehr ärgerlich – vor allem, da meine Freunde auch fast alle in Kyoto wohnen und ich dann immer darauf achten musste, auch ja den letzten Zug nicht zu verpassen, und dann immer erst tief in der Nacht daheim ankam. Oder eben auf den ersten Zug warten musste, was hieß, die Nacht durchzumachen…

Da es in Japan auch kein Semesterticket gibt, war die Fahrt nicht ganz billig und häufig musste ich schon morgens überlegen, ob ich gleich bis zum Abend in Kyoto bleiben wollte, da ich zu geizig war, täglich zwei- oder dreimal nach Kyoto zu fahren. Zusätzlich ist Ohbaku einfach langweilig, da es dort kaum etwas gibt – sogar der Supermarkt schließt früher als andere Supermärkte in Japan, weshalb ich öfters gar nicht erst zum Einkaufen kam, da er schon zu war, wenn ich zu Hause ankam. Daneben gab es leider auch weder Karaoke noch irgendetwas anderes, was man unternehmen konnte. Man war quasi dazu verdonnert, im Wohnheim zu sitzen.

Das alles führte dazu, dass ich mich nach einer Wohnung in Uninähe umsah und ich hatte großes Glück, dass ich eine fand, die nicht nur gerade einmal 15-20 Gehminuten entfernt liegt, sondern diese auch noch voll möbliert ist und ich nebenbei auch bequem in die Innenstadt laufen kann. Ich habe auch gefühlt unendlich Einkaufsmöglichkeiten hier (und diese tolle 100-Yen-Bäckerei <3) und auch das ein oder andere nette Café. Erst kürzlich war ich beispielsweise in einem kleinen Café, das sehr bequem war und in dem man sich prima mit dem Wirt und anderen Gästen unterhalten konnte. Da es praktisch um die Ecke liegt, werde ich sicherlich noch ein paar Mal dort vorbeischauen. Des Weiteren gibt es auch einen Laden für gebrauchte Bücher, sollte mir einmal der Lesestoff ausgehen (was ich jedoch bezweifle) und auch Konbinis sowie Bahnhöfe sind nicht weit. Die Lage ist also top!

Ein wenig schade finde ich, dass ich keine eigene Waschmaschine habe (die Wohnung, auf die ich mich ursprünglich beworben hatte, hatte eine), sondern es eine für alle Bewohner hier gibt. Aber da in dem Haus nur sechs Apartments liegen, ist das kein Problem. Bisher hatte ich noch kein Mal warten müssen, weil sie belegt war.

Wenn man so alleine für sich statt in einem Wohnheim lebt, fallen einem doch so einige Unterschiede auf:

  • Werbung. Ich dachte schon, in Deutschland bekommt man viel Papiermüll in den Briefkasten, aber was man hier so bekommt, ist der Wahnsinn. Leider scheint es hier auch nicht üblich zu sein „Keine Reklame“-Schilder auf seinen Briefkasten zu kleben. Vielleicht sollte ich es ja trotzdem mal versuchen, eventuell auch mit dem Hinweis „Ich bin Ausländer, ich kann Ihre Werbung ohnehin nicht lesen!“ oder so?
  • Dem Japanischen Rundfunk ist es egal, ob man Bafög-Empfänger ist oder nicht. Gebühren sind zu zahlen, wenn man einen Fernseher besitzt, was ich tue. (Dass nichts passiert, wenn man es nicht tut, habe ich leider erst zu spät erfahren – schade, dass ich so ehrlich bin und den Zettel ausgefüllt habe!)
  • Das Herausstellen des Mülls ist in Japan ein Studienfach für sich (neben dem Zählen).

Besonders den letzten Punkt möchte ich einmal näher erläutern. Bereits beim Einzug erhielt ich von meinem Vermieter ein kleines Büchlein mit verschiedenen Informationen zum Leben in Japan (die Informationen, wie man eine Toilette benutzt, hingegen fand ich weniger nötig – ich habe noch nicht einmal so eine fancy High-Tech-Toilette, sondern eine ganz normale…), und auf einer Seite wurde auch erklärt, wie das hier mit dem Müll funktioniert. Wie sich herausstellt, holt die Müllabfuhr an unterschiedlichen Tagen unterschiedlichen Müll ab. Dafür hängt dann draußen an der Abstellstelle (quasi neben dem Haus am Straßenrand) ein Schild, auf dem steht, wann was abgeholt wird. Das sieht dann ungefähr so aus:

  • Nicht-recyclebarer Müll sowie Küchenabfälle: Dienstag und Freitag
  • Recyclebarer Müll: Mittwoch
  • Plastikflaschen, Glas und Dosen: Donnerstag
  • Pappkartons, Metallobjekte: jeden dritten Mittwoch im Monat, wenn die Sterne in einer bestimmten Konstellation stehen und kein Vollmond ist

Gut möglich, dass ich beim letzten Punkt ein wenig übertrieben habe. Auf jeden Fall ist es ziemlich strikt und man hat sich gefälligst daran zu halten. Da in jeder Nachbarschaft die Daten anders sind, sollte man sich möglichst die eigenen Daten merken. Die Müllabfuhr fängt morgens um 8 Uhr an, d.h. man sollte seinen Müll auch kurz vor 8 runterbringen – aber nicht in der Nacht zuvor! Denn es kann sein, dass herumstreunende Katzen oder Krähen (oder beides) die Müllbeutel aufreißen und den Inhalt auf der Straße verteilen…

Und so sehen die offiziellen Müllbeutel der Stadt Kyoto aus aus.

Oh, und noch etwas: Man darf nur bestimmte Müllbeutel nutzen, die die Stadt vorgibt. Für den nicht-recyclebaren Müll so gelbe Beutel und für recyclebaren Müll sowie die Plastikflaschen (die vor dem Wegwerfen innen gespült gehören) einen durchsichtig-grünen Beutel. An sich nicht schlimm, aber was mache ich dann mit den ganzen Konbini-Tüten und Tüten anderer Läden, da man in Japan ja einfach immer zu viele Tüten bekommt? Die haben sich im Wohnheim (da ist das nicht so streng) so gut als Müllbeutel geeignet, aber hier…*seufz*

Jedenfalls will ich ein vorbildlicher Bürger sein und mich auch an die Müllregeln hier halten – und wenn ich morgens einmal zu faul zum Aufstehen bin (ich habe frei, verflixt nochmal!), bleibe ich einfach so lange auf, dass schon wieder fast Morgen ist, und bringe den Müll dann herunter *hust*  Kürzlich habe ich zum Beispiel gesehen, wie mein Nachbar zu spät dran war und seinen Müll wieder hochgebracht hat. Er hat ihn dann vor der Tür abgestellt und am nächsten Tag war der Beutel tatsächlich aufgerissen und der Inhalt im Gang verteilt. Offenbar ist das mit den Katzen doch nicht so übertrieben!

So, genug zum Müll in Japan. Vielleicht interessiert den ein oder anderen ja ein Einblick in den japanischen Alltag 🙂

Wie gesagt geht es am Mittwoch nach Taiwan und von da aus direkt nach Okinawa. Da ich meinen Laptop nicht mitnehmen werde, werde ich unterwegs keine neuen Einträge veröffentlichen, aber dafür habe ich bei meiner Rückkehr am 19. Februar umso mehr zu berichten! Und Fotos werde ich auch ganz viele machen, versprochen!