Kumamoto

Vergangene Woche ging es für ein paar Tage nach Kyushu, um genau zu sein in die Bärenpräfektur Kumamoto. Bären habe ich keine gesehen, dafür aber viel Natur und Kühe. Ich bin recht sicher, dass dort auch keine Bären hausen – bis auf das Maskottchen Kumamoto.

Mein Ziel war die gleichnamige Hauptstadt. Eigentlich war der Ausflug eher spontan, da ich Lust hatte, irgendwohin zu gehen, wo ich noch nicht gewesen war, und schaute, welche Flugtickets sich so anbieten. Kumamoto hatte neben Ishigaki bei Okinawa die günstigsten Angebote und so stand mein Ziel recht schnell fest.

Der Bahnhof Kumamoto. Oben zu sehen ein paar Bilder des Maskottchens Kumamon.

Zu Kumamoto muss gesagt werden, dass die Gegend vor zwei Jahren von einem schweren Erdbeben getroffen wurde, das viele Gebäude beschädigte und auch Teile des Schlosses einstürzen ließ. Auch die Bahnstrecke nach Osten wurde zerstört und ist seitdem gesperrt – offenbar stellten sich die Reparaturen als schwierig heraus, denn das Schloss ist ebenfalls nicht betretbar, sondern man darf es nur noch von Außen ansehen. Statt Zügen verkehren Busse.

Ich kam mit dem Flugzeug an, weshalb mich die gesperrte Bahnstrecke zunächst nicht stören sollte, und nahm vom Flughafen aus den Shuttlebus zum Hauptbahnhof, in dessen Nähe sich auch das Hostel befand, das ich gebucht hatte. Zwar hatte ich nur ein paar wenige Tage Zeit, aber dennoch konnte ich mir so Einiges ansehen. Das Wetter war mir auch schon fast zu gut, im Grunde war es genauso heiß wie in Kyoto, nur weniger schwül (und das, obwohl ich mich weiter südlich befand…).

Am ersten Abend unternahm ich bis auf einen  Rundgang durch die Gegend nicht viel, sah mir die Geschäfte im Hauptbahnhof an (dieser war recht groß) und aß zu Abend Pizza. Am nächsten Tag war dann aber Sightseeing angesagt und so fuhr ich mit der Straßenbahn (eine Seltenheit in Japan) in Richtung Schloss. Zuvor sah ich mir ein paar Souvenirläden an, kaufte jedoch nichts. Zum Schloss gab es ein Shuttle (oder man konnte zu Fuß laufen), da die Hauptstraße ebenfalls gesperrt war. Da ich den Weg nicht kannte, beschloss ich, das Shuttle zu nehmen und fußläufig wieder zurückzugehen.

Das Schloss war hinter einem Gerüst versteckt.

Wie schon gesagt darf das Schlossgelände nicht betreten werden. Stattdessen kann man drumherum laufen und das Schloss von Weitem betrachten. Daneben gab es noch einen Park mit großer Grünfläche und einen Schrein, den ich mir ansah.

Auch aus größerer Entfernung konnte man die Schäden gut sehen. Teile der Schlossmauer waren komplett eingestürzt. Das ganze Schloss war in ein Gerüst gehüllt, offenbar für die Sanierungen. Ich denke, erst wenn man sich die kaputten Mauern anschaut, wird einem klar, wie stark das Beben 2016 gewesen sein muss.

Da man wie erwähnt nicht hineinkonnte, war ich recht schnell mit dem Rundgang fertig und lief wieder zurück. Mein nächstes Ziel war der Suizenji Jojuen, ein Garten. Japanische Gärten anschauen kann ich mir immer und auch hier wurde ich nicht enttäuscht. Schön groß und mit Brücken, Wasser, Teehaus und viel Grün bot auch dieser Garten so Einiges zum Anschauen, sogar eine Theaterbühne konnte ich am Ende entdecken. Es gab auch mehrere Hügel, von denen einer wohl den Berg Fuji darstellte, nur eben mit Gras statt Schnee bedeckt. Schön war es trotzdem und ich verbrachte eine ganze Weile damit, mir den Garten anzuschauen. Da es sehr heiß war, kaufte ich mir am Ende auch ein Eis, das ich auf einer Bank aß, ehe ich zurückging.

Der Suizenji-Garten. Richtig schön, und das Wetter spielte auch mit!

So ein Garten ist wirklich schön. Besonders freute mich, dass außer mir nur wenige Leute dort waren und es somit recht still war, wodurch man die Atmosphäre noch besser genießen konnte.

Da es bereits spät wurde, ging ich zurück. Am nächsten Tag wollte ich nämlich früh heraus. Ich hatte einen Bus nach Aso reserviert (die Bahn ist ja gesperrt) und wollte mich frühmorgens auf den Weg machen.

Bei Aso handelt es sich um ein kleines Städtchen östlich von Kumamoto. Ebenfalls bekannt ist es für seinen gleichnamigen Vulkan Aso. Zuletzt hatte ich von Aso vor drei Jahren gehört, nämlich im September 2015. Dort war ich nach meinem Studium in Okinawa gerade in Nagasaki auf der Farm; im Morgenfernsehen erfuhr ich dann, dass der Aso ausgebrochen war. Mittlerweile ist er auch wieder ruhiger geworden und man darf das Gebiet wieder betreten, um sich einen der Krater anzuschauen. Oben stehen auch einige Sicherheitstypen und diverse Tafeln, die die Aktivität anzeigen – wenn man also Pech hat, wird das Gebiet kurzfristig abgesperrt. Doch ich hatte Glück und konnte mir das Ganze live anschauen. Offenbar besitzt der Aso auch einen der größten Krater weltweit, hui. Jedenfalls war es an dem Tag recht neblig, aber spannend war es dennoch, dort oben zu stehen und auf den dampfenden See im Inneren zu schauen… auch wenn man diesen nur kurz sehen konnte, da so viel Nebel und Dampf die Sicht blockierten.

Blick auf den Nakadake-Krater des Aso.

Wie auch beim Schloss schon war ich mit dem Bus hinaufgefahren, lief aber zu Fuß wieder herunter. Die Gegend war echt schön und grün, mit vielen Hügeln und ein paar weidenden Kühen und Pferden. Und ganz unten konnte man die Stadt Aso sehen, umringt von grünen Bergen.

Unterwegs machte ich auch halt im Vulkan-Museum, das zwar klein, aber ziemlich spannend ist. In einem nahegelegenen Imbiss aß ich zu Mittag, ehe ich mich auf den Weg zurück in die Stadt Aso machte, die ich mir etwas ansah, ehe mein Bus zurück nach Kumamoto wieder kam.

Bei so einer Umgebung macht der Weg zu Fuß gleich noch mehr Spaß!

Insgesamt war es super spannend, sich so einen Vulkan in Echt anzusehen. Ich meine, bisher habe ich halt nur ein paar „von unten“, also aus der Ferne gesehen, aber jetzt konnte ich auch mal drauf. Wirklich interessant!

Am folgenden Tag wollte ich dann auch schon wieder zurück nach Kyoto. Dummerweise hatte mein Flug anderthalb Stunden Verspätung, was ich allerdings erst am Flughafen erfuhr. Als ich am Schalter nachfragte, wurde ich aber netterweise auf einen früheren Flug umgebucht, der zwar auch zu spät war, aber immerhin musste ich dadurch nicht ganz so lange warten. So flog ich dann auch schon wieder zurück nach Osaka, nahm den Bus nach Kyoto und kam abends dann auch mal irgendwann zu Hause an.

Kumamoto hat mir echt gut gefallen und ich kann mir gut vorstellen, die Gegend irgendwann noch einmal zu besuchen! Und morgen geht es auch schon weiter – für eine Woche nach Hokkaido, um genau zu sein. Endlich mal der Hitze entfliehen 🙂

Sommer, Sonne, Eis

Noch exakt ein Monat (minus ein Tag) und dann geht es auch schon wieder zurück nach Deutschland. Unglaublich, wie schnell die Zeit verfliegt. Eben noch bin ich in meiner Wohnung eingezogen und schon ist Mitte August.

Die Vorlesungen sind vorbei und alle Hausarbeiten abgegeben; während die ersten Austauschstudenten sich bereits wieder auf den Rückweg machen, lassen die anderen es sich nicht nehmen, noch ein wenig Japan zu erkunden und die freie Zeit zu genießen.

Unter anderem ging es auch unter einer Brücke hindurch.

So auch ich und so war ich Ende Juli mit Daria am Shimogamo-Schrein ganz hier in der Nähe, da dort ein Fest stattfand. Ursprünglich sollte es von der Organisation, die sich auch um die Gastfamilien hier kümmert, ein Event geben, bei dem wir zunächst zum Schrein gehen und nachher Wassermelonen am Fluss hauen (offenbar beliebte Sommeraktivität in Japan) sowie ein Feuerwerk zünden, aber dank nahendem Taifun wurde das ganze abgeblasen. Da den ganzen Tag jedoch die Sonne schien, ließen Daria und ich es uns nicht nehmen, uns zumindest das Fest anzuschauen.

Ich weiß nicht genau, warum gefeiert wird (vielleicht einfach, weil Feiern schön ist), aber beim Mitarashi-Fest nimmt sich jeder eine Kerze, die auf einem kleinen Stäbchen aufgespießt wurde, zündet sie an und läuft durch den Bach, der über das Schreinsgelände fließt. Dann steckt man die Kerzen auf einen eigens dafür aufgebauten Ständer und trinkt Wasser (also nicht aus dem Bach, es gibt dafür einen speziellen Wasserplatz). Typisch für Schreinsfeste waren vor dem Schrein auch ringsum Zelte aufgestellt, die allerlei Essen anboten.

So wateten wir zuerst durch den Bach, jeder mit einer Kerze auf Spieß. Offenbar ist mein Glück für dieses Jahr jedoch aufgebraucht, denn meine Kerze fiel mir unterwegs ins Wasser, sodass ich am Ende keine brennende Kerze, sondern eine nasse Kerze beim Ständer ablegte. Upsi. Macht nichts, ich freute mich dennoch über die Abkühlung…^^“

Projizierte Wellen inklusive Spiegelung.

Anfang August war ich noch einmal mit Karla in Osaka, da dort eine Ausstellung zu digitaler Kunst stattfand und wir uns das mal anschauen wollten. Im Ende handelte es sich „nur“ um einen großen Raum mit vielen Wänden, an Wellen projiziert wurden. Dazwischen ein paar Spiegel und ein bisschen ruhige Musik und fertig war die mysteriöse Atmosphäre. Nichtsdestotrotz hat es mir gut gefallen, da es einmal etwas anderes war. Am Abend trafen wir uns dann mit einigen weiteren ehemaligen Ohbaku-Bewohnern in Kyoto am Fluss, um einen gemütlichen Sommerabend zu verbringen und zu quatschen. Ich fühlte mich ein wenig einsam, da ich die einzige bin, die demnächst nach Hause muss – die anderen sind Doktoranden oder normal eingeschriebene Studenten, was bedeutet, dass sie insgesamt für zwei oder sogar drei Jahre hier bleiben. Aber es war trotzdem schön.

Da ich ja bald wieder zurückfliege, gibt es natürlich auch viele Verabschiedungen. Da meine Tutorin vorgestern für zwei Monate nach Vietnam geflogen ist, um dort für ihre Bachelorarbeit zu forschen, haben wir uns letzte Woche noch einmal mit ein paar der anderen Geografen zum gemeinsamen Abendessen getroffen. Am Mittag hatte ich mich bereits von meinem Professor verabschiedet, der uns netterweise zum Mittagessen einlud und mir auftrug, mich auch von den anderen Geografie-Dozenten zu verabschieden. Die kannte ich zwar alle nicht (und andersherum), was für alle Parteien etwas seltsam war, aber okay o.O

Hier rechts mit den Orion-Laternen das Okinawa-Restaurant. Orion ist der Name einer okinawanischen Biermarke.

Am Abend dann mit den anderen Studenten war schon deutlich entspannter. Wir unterhielten uns über die Uni, ich fragte sie über ihre Forschungen aus und erzählte ein wenig von Deutschland. Passenderweise hatten wir uns für ein Okinawa-Restaurant entschieden, sodass ich auch ein wenig von meinem Studium dort erzählte. Zum Abschied schenkte mir meine Tutorin auch noch eine Karte von Kyoto sowie eine kleine Hasen-Figur – sie hatte sich in meinem Geburtsjahr vertan und gedacht, ich sei 1993, also dem Jahr des Hasen, geboren. Das macht aber nichts, denn Hasen sind süßer als Affen und ich freute mich sehr darüber und versprach, die Karte nach meiner Rückkehr neben meiner Okinawa-Karte in meiner Wohnung in Deutschland aufzuhängen. Insgesamt war es ein sehr schöner Abend, wenn auch traurig, denn so ein Abschied ist immer schwer.

Tja, und so ticken die Tage runter, bis ich wieder im Flieger nach Deutschland sitze. Ich verbringe auch viel Zeit mit Reisen, so war ich für ein paar Tage in Kumamoto auf Kyushu, bin am Wochende in Nagoya und nächste Woche geht es nach Hokkaido. Zwischendurch bin ich immer mal wieder für ein paar Tage in Kyoto und kümmere mich um Formalitäten, melde mich von diversen Sachen ab und treffe mich mit Freunden. Anfang September fange ich dann an, meine Wohnung auf Vordermann zu bringen und zusammenzupacken, da ich direkt vor meiner Abreise noch für ein paar Tage nach Okinawa fliege, sodass ich am Ende einfach nur meinen Koffer abholen muss. Ich finde, dass das ein passender Abschluss für ein so schönes Jahr ist.