Taiwan Part I – Bücher, Bücher, Bücher!

Sodale. Seit gestern Abend bin ich zurück von meiner zwölftägigen Reise nach Taiwan und Okinawa! Es war wirklich schön und ganz besonders habe ich mich gefreut, so viele Freunde wiedersehen zu können, und das nach zwei und mehr Jahren! Schön, dass man nach all der Zeit so viele Geschichten auszutauschen hat.

Doch der Reihe nach: Vom 7. bis 12. Februar ging es für mich nach Taiwan, zunächst nach Taipeh, wo ich 2016 schon einmal gewesen war. Auch diesmal traf ich mich mit Fan, mit dem ich in Okinawa in einer Klasse gewesen war. Ein wenig anders war jedoch, dass wir vom 9. bis 11. mit noch einer Freundin zusammen runter in den Süden Taiwans fuhren, um das warme Wetter dort (26 Grad! Und das im Februar!) zu genießen – wo ich mir doch gleich noch den ersten Sonnenbrand des Jahres geholt habe, haha.

In diesem Udon-Laden verbrachte ich einen guten Teil der Nacht. Darüber ist ein Mangacafé, das ebenfalls 24/7 geöffnet hat.

Doch der Reihe nach:
Da mein Flug von Osaka nach Taipeh sehr früh am Morgen war und ich beim Buchen verplant hatte, dass man bei einem internationalen Flug ja um Einiges eher da sein soll, entschloss ich mich am vorigen Abend, am Flughafen zu übernachten. Da ich mich am 6. abends noch mit einigen Freunden hier zum Essen (okinawanisch!) traf, passte es sehr gut – nur, dass wir dann so lange unterwegs waren, dass auch keine Züge mehr nach Osaka fuhren. Ups. Da ich nicht weiter als bis zum Bahnhof Kyoto kam, blieb ich eben dort und wollte den frühesten Shuttlebus zum Flughafen nehmen – der um 4:30 Uhr abfuhr. Die Nacht verbrachte ich in einem 24/7 Udon-Laden am Bahnhof, in dem auch sehr viele Japaner mit Gepäck saßen und teilweise schliefen, von daher war das wohl kein Problem. Neben Essen wurde man auch mit kostenlosem Tee versorgt, was mir bei den Temperaturen nur sehr lieb war. Im Bahnhof konnte ich nicht bleiben (dabei hatte ich große Hoffnungen auf McDonald’s gesetzt!), denn offenbar werden große Bahnhöfe in Japan nachts abgeschlossen, genau wie auch die Wartehalle für Reisende (?!). Verrückt! Einerseits verstehe ich den Sinn dahinter, andererseits kann man ruhig Erbarmen zeigen bei den Minustemperaturen, die hier nachts so herrschen…

Weshalb ich nicht so gerne mit Billig-Airlines fliege: Beinfreiheit ist da quasi gar nicht vorhanden.

Nach vielen vielen Stunden dann war ich, völlig übermüdet, aber auch froh, vormittags dann auch am Flughafen Taoyuan angekommen, hurra! Und zu meinem Glück war es auch gar nicht so heiß, sondern „nur“ angenehm warm, doppelt hurra! Am Flughafen wartete bereits Fan, um mich abzuholen. Bevor es jedoch nach Taipeh ging, liefen wir fix zu den Abreisecountern, um noch jemanden zu treffen: U, der sich an genau diesem Tag zu einer Geschäftsreise aufmachen musste. Ursprünglich hatten wir uns treffen wollen, aber gerade in der Zeit, in der ich dort war, drückte ihm sein Chef eine Reise nach Bangladesch rein – wie gemein! Da wir uns seit Okinawa nicht gesehen hatten, wollten wir uns wenigstens am Flughafen Hallo sagen, dann musste U auch schon weiter.

Fans Vater brachte uns netterweise mit dem Auto nach Hause, wo ich mein Gepäck abstellte und wir dann zum Mittagessen fuhren. In der Zeit tauschte ich mich mit Fan aus, was so in den letzten zwei Jahren passiert war, über die Zeit in Okinawa und und und. Am Nachmittag trafen wir dann zwei weitere Kommilitonen von Fan, mit denen ich mich auf Englisch unterhielt, und wir spazierten ein wenig durch die Straßen von Taipeh. Da es kurz vor dem chinesischen Neujahrsfest war, waren die Straßen voll mit Verkaufsständen und kleineren und größeren Events, die wir uns so anschauten. Am Abend setzten wir uns noch gemütlich in ein Café, das in einem ehemaligen Krankenhaus gebaut worden war, ehe wir uns auf den Rückweg machten.

Ausblick auf einen Teil der Buchmesse.

Am folgenden Tag ging es in die Nähe des Taipeh 101, diesmal jedoch nicht hoch, sondern in ein anliegendes Gebäude hinein: In Taipeh fand gerade die Internationale Buchmesse statt, und als Buchfan will ich mir so etwas doch nicht entgehen lassen. Zuvor jedoch musste Fan noch etwas an der Uni erledigen, weshalb ich einen Spaziergang unternahm und mir die Umgebung ansah, ehe wir zur Buchmesse aufbrachen. Auch diesmal wieder kamen zwei Freunde von Fan mit, wodurch es nochmal lustiger war, da man mehr Leute zum Austauschen hatte. Auf der Messe selbst teilten wir uns zwar auf, da jeder in andere Ecken abschwirren wollte (ich sah mir chinesische Bücher zwar gerne an, konnte aber mit den internationalen Ständen mehr anfangen), aber später am Abend trafen wir uns wieder und gingen noch gemeinsam essen.

Taipeh 101. Im Gebäude daneben fand die Messe statt.

Die Buchmesse war sehr spannend! Ich kam mir vor wie im Himmel, umgeben von so vielen Büchern auf so vielen Sprachen! Es gab auch einige Stände zu Brettspielen sowie Musik, aber den Großteil machten eben Bücher aus – Sachbücher, historische Werke, Comics, Artbooks (Artbooks!) Gedichte, Romane – alles Mögliche konnte man finden (und teilweise auch erwerben), sodass ich an mich halten musste, nicht all mein Geld da zu lassen. Sogar einen deutschen Stand gab es auch, sowie natürlich Amerika, Frankreich und viele andere Länder. Japan nahm auch ziemlich viel Platz ein, sogar mit kleiner Okinawa-Ecke, die mir besonders gefiel, hehe. Insgesamt also eine tolle Erfahrung und ich weiß jetzt schon, dass ich im Oktober unbedingt auf die Frankfurter Buchmesse gehen will, schließlich ist die ja noch größer!

Am Freitag ging es nach Süden Taiwans, zu dritt, da noch eine Freundin mitkam. Wir fuhren an den allersüdlichsten Zipfel Taiwans, was ich in doppelter Hinsicht besonders spannend fand: Zunächst einmal war es eben der südlichste Punkt in Taiwan, und gleichzeitig auch der südlichste Ort auf der Welt, an dem ich jemals war! Selbstredend, dass es auch sehr warm war mit 26 Grad Anfang Februar 😉

Auf diesen Ausflug möchte ich aber gerne im einem nächsten Beitrag eingehen!

Von Geistern und Bohnen

Ich weiß, seit dem letzten Beitrag ist schon ein wenig Zeit vergangen. Die letzten Wochen waren gefüllt mit Prüfungsvorbereitung, Prüfungen und Hausarbeiten. Eine Übersetzung habe ich noch vor mir, aber ich bin guter Dinge, dass ich sie bald fertig habe und abgeben kann. Das ist gut so, da ich bald ein wenig verreise, und zwar zunächst nach Taiwan und direkt im Anschluss nach Okinawa. Hach, ich freue mich schon darauf.

Der Schrein war gut besucht!

Durch die ganzen Prüfungen habe ich in den letzten Wochen auch nicht viel Spannendes erlebt. Wir sind ab und an essen gegangen und gestern beispielsweise war hier ein Feiertag (setsubun). Nach dem alten japanischen Kalender markiert dieser Tag das Ende des Winters (haha, schön wär’s) und es werden Bohnen geworfen, um böse Geister zu vertreiben, und anschließend Sushi gegessen. Da heutzutage aber niemand mehr Lust hat, in seinem Haus Bohnen zu werfen und dann wieder aufzuräumen, geht man stattdessen zum Schrein und tut das dort (dann allerdings nur Kinder), oder in manchen Grundschulen und Kindergärten gibt es sowas auch (ebenfalls für Kinder). Der Yoshida-Schrein nahe der Uni ist ziemlich beliebt für Setsubun. Es wurden Stände aufgebaut, an denen man lecker Essen kaufen konnte, und am Abend wurde ein Leuchtfeuer angezündet – wofür genau, weiß ich nicht, aber ein paar Freunde und ich nutzten die Gelegenheit, es uns anzusehen. Es war wirklich beeindruckend und das Schöne war, dass wir die Wärme in unseren Gesichtern spüren konnten – eine willkommene Abwechslung, da es leider immer noch sehr kalt ist.

Die Feuerwehr war auch anwesend und passte auf, dass das Feuer gut unter Kontrolle blieb.

Da ich in den letzten Tagen wie gesagt nicht allzu viel Spannendes unternommen habe, dachte ich, ich erzähle mal was, wie es so ist, nicht mehr im Wohnheim zu wohnen.

Wie die meisten wissen, bin ich vor rund einem Monat aus Uji nach Kyoto gezogen, da mir der Weg vom Wohnheim zur Uni zu weit war und mir viel Zeit vom Tag verloren ging. Da meine Zeit in Japan auch nur begrenzt ist, war das sehr ärgerlich – vor allem, da meine Freunde auch fast alle in Kyoto wohnen und ich dann immer darauf achten musste, auch ja den letzten Zug nicht zu verpassen, und dann immer erst tief in der Nacht daheim ankam. Oder eben auf den ersten Zug warten musste, was hieß, die Nacht durchzumachen…

Da es in Japan auch kein Semesterticket gibt, war die Fahrt nicht ganz billig und häufig musste ich schon morgens überlegen, ob ich gleich bis zum Abend in Kyoto bleiben wollte, da ich zu geizig war, täglich zwei- oder dreimal nach Kyoto zu fahren. Zusätzlich ist Ohbaku einfach langweilig, da es dort kaum etwas gibt – sogar der Supermarkt schließt früher als andere Supermärkte in Japan, weshalb ich öfters gar nicht erst zum Einkaufen kam, da er schon zu war, wenn ich zu Hause ankam. Daneben gab es leider auch weder Karaoke noch irgendetwas anderes, was man unternehmen konnte. Man war quasi dazu verdonnert, im Wohnheim zu sitzen.

Das alles führte dazu, dass ich mich nach einer Wohnung in Uninähe umsah und ich hatte großes Glück, dass ich eine fand, die nicht nur gerade einmal 15-20 Gehminuten entfernt liegt, sondern diese auch noch voll möbliert ist und ich nebenbei auch bequem in die Innenstadt laufen kann. Ich habe auch gefühlt unendlich Einkaufsmöglichkeiten hier (und diese tolle 100-Yen-Bäckerei <3) und auch das ein oder andere nette Café. Erst kürzlich war ich beispielsweise in einem kleinen Café, das sehr bequem war und in dem man sich prima mit dem Wirt und anderen Gästen unterhalten konnte. Da es praktisch um die Ecke liegt, werde ich sicherlich noch ein paar Mal dort vorbeischauen. Des Weiteren gibt es auch einen Laden für gebrauchte Bücher, sollte mir einmal der Lesestoff ausgehen (was ich jedoch bezweifle) und auch Konbinis sowie Bahnhöfe sind nicht weit. Die Lage ist also top!

Ein wenig schade finde ich, dass ich keine eigene Waschmaschine habe (die Wohnung, auf die ich mich ursprünglich beworben hatte, hatte eine), sondern es eine für alle Bewohner hier gibt. Aber da in dem Haus nur sechs Apartments liegen, ist das kein Problem. Bisher hatte ich noch kein Mal warten müssen, weil sie belegt war.

Wenn man so alleine für sich statt in einem Wohnheim lebt, fallen einem doch so einige Unterschiede auf:

  • Werbung. Ich dachte schon, in Deutschland bekommt man viel Papiermüll in den Briefkasten, aber was man hier so bekommt, ist der Wahnsinn. Leider scheint es hier auch nicht üblich zu sein „Keine Reklame“-Schilder auf seinen Briefkasten zu kleben. Vielleicht sollte ich es ja trotzdem mal versuchen, eventuell auch mit dem Hinweis „Ich bin Ausländer, ich kann Ihre Werbung ohnehin nicht lesen!“ oder so?
  • Dem Japanischen Rundfunk ist es egal, ob man Bafög-Empfänger ist oder nicht. Gebühren sind zu zahlen, wenn man einen Fernseher besitzt, was ich tue. (Dass nichts passiert, wenn man es nicht tut, habe ich leider erst zu spät erfahren – schade, dass ich so ehrlich bin und den Zettel ausgefüllt habe!)
  • Das Herausstellen des Mülls ist in Japan ein Studienfach für sich (neben dem Zählen).

Besonders den letzten Punkt möchte ich einmal näher erläutern. Bereits beim Einzug erhielt ich von meinem Vermieter ein kleines Büchlein mit verschiedenen Informationen zum Leben in Japan (die Informationen, wie man eine Toilette benutzt, hingegen fand ich weniger nötig – ich habe noch nicht einmal so eine fancy High-Tech-Toilette, sondern eine ganz normale…), und auf einer Seite wurde auch erklärt, wie das hier mit dem Müll funktioniert. Wie sich herausstellt, holt die Müllabfuhr an unterschiedlichen Tagen unterschiedlichen Müll ab. Dafür hängt dann draußen an der Abstellstelle (quasi neben dem Haus am Straßenrand) ein Schild, auf dem steht, wann was abgeholt wird. Das sieht dann ungefähr so aus:

  • Nicht-recyclebarer Müll sowie Küchenabfälle: Dienstag und Freitag
  • Recyclebarer Müll: Mittwoch
  • Plastikflaschen, Glas und Dosen: Donnerstag
  • Pappkartons, Metallobjekte: jeden dritten Mittwoch im Monat, wenn die Sterne in einer bestimmten Konstellation stehen und kein Vollmond ist

Gut möglich, dass ich beim letzten Punkt ein wenig übertrieben habe. Auf jeden Fall ist es ziemlich strikt und man hat sich gefälligst daran zu halten. Da in jeder Nachbarschaft die Daten anders sind, sollte man sich möglichst die eigenen Daten merken. Die Müllabfuhr fängt morgens um 8 Uhr an, d.h. man sollte seinen Müll auch kurz vor 8 runterbringen – aber nicht in der Nacht zuvor! Denn es kann sein, dass herumstreunende Katzen oder Krähen (oder beides) die Müllbeutel aufreißen und den Inhalt auf der Straße verteilen…

Und so sehen die offiziellen Müllbeutel der Stadt Kyoto aus aus.

Oh, und noch etwas: Man darf nur bestimmte Müllbeutel nutzen, die die Stadt vorgibt. Für den nicht-recyclebaren Müll so gelbe Beutel und für recyclebaren Müll sowie die Plastikflaschen (die vor dem Wegwerfen innen gespült gehören) einen durchsichtig-grünen Beutel. An sich nicht schlimm, aber was mache ich dann mit den ganzen Konbini-Tüten und Tüten anderer Läden, da man in Japan ja einfach immer zu viele Tüten bekommt? Die haben sich im Wohnheim (da ist das nicht so streng) so gut als Müllbeutel geeignet, aber hier…*seufz*

Jedenfalls will ich ein vorbildlicher Bürger sein und mich auch an die Müllregeln hier halten – und wenn ich morgens einmal zu faul zum Aufstehen bin (ich habe frei, verflixt nochmal!), bleibe ich einfach so lange auf, dass schon wieder fast Morgen ist, und bringe den Müll dann herunter *hust*  Kürzlich habe ich zum Beispiel gesehen, wie mein Nachbar zu spät dran war und seinen Müll wieder hochgebracht hat. Er hat ihn dann vor der Tür abgestellt und am nächsten Tag war der Beutel tatsächlich aufgerissen und der Inhalt im Gang verteilt. Offenbar ist das mit den Katzen doch nicht so übertrieben!

So, genug zum Müll in Japan. Vielleicht interessiert den ein oder anderen ja ein Einblick in den japanischen Alltag 🙂

Wie gesagt geht es am Mittwoch nach Taiwan und von da aus direkt nach Okinawa. Da ich meinen Laptop nicht mitnehmen werde, werde ich unterwegs keine neuen Einträge veröffentlichen, aber dafür habe ich bei meiner Rückkehr am 19. Februar umso mehr zu berichten! Und Fotos werde ich auch ganz viele machen, versprochen!

Winterwunderland

Das neue Jahr in Kanazawa begann sehr kalt, aber glücklicherweise auch mit etwas Schneefall und weniger Regen, was ich besonders begrüßte. Am ersten Januar wollten wir einem Schrein einen Besuch abstatten, um Neujahrssüßigkeiten zu essen, ließen es dann aber sein, als wir die Menschenmassen vor Kanazawas offenbar beliebtestem Schrein sahen. Stattdessen gingen wir zu einem Mini-Schrein, wo es zwar keine Süßigkeiten gab, dafür aber omikuji, diese kleinen Orakelzettelchen, die einem verraten, wie viel Glück das neue Jahr bringt. Meins versprach großes Glück, sodass ich es gleich an den dafür vorgesehenen Baum band, da sich nur auf diese Weise so etwas bewahrheitet (wenn man daran glauben möchte, wohlgemerkt).

Mein gewonnener Kirby. Ist er nicht süß?

Da an Neujahr bis auf amerikanische Ketten wie Starbucks & Co., Konbinis und Game Center alles geschlossen hat, gab es nicht viel zu tun, sodass wir erst in Starbucks einen Kaffee schlürften und dann ins Game Center gingen. Da Daria ein Plüschtier beim Ufo Catcher (diese Greifarm-Spiele) gewinnen wollte, leistete ich ihr Gesellschaft und spielte ebenfalls an einer Maschine, in der es Kirbys gab. Nachdem ich nach drei Versuchen nichts gewonnen hatte und mir mein Geld langsam schade wurde, wollte ich eigentlich gehen, aber da Daria mit einer alten Omi, die zwei Plüschtiere gewonnen hatte, quatschte (offenbar war sie Veteranin und machte das professionell – oder schon sehr lange), warf ich noch eine letzte Münze in das Ding, ließ den Greifarm herumfahren und traute meinen Augen kaum, als er einen Kirby ergriff und bis zum Ausgang brachte. Wuhu! Das erste Mal etwas gewonnen!

Offenbar hat das omikuji-an-den-Baum-Binden doch etwas gebracht, hehe.

Am zweiten Januar stand ein Ausflug an. Netterweise hatte der Besitzer des Hostels noch zwei Tickets für uns reservieren können, nachdem wir nicht fündig geworden waren. Die Rede ist von Shirakawa-go, einem Dorf in der Nähe von Kanazawa, das gleichzeitig Weltkulturerbe ist und berühmt für seine Architektur mit den hohen Dächern. Seit ich vor über einem Jahr davon erfahren habe, wollte ich sehr gerne dorthin, nur ist es eben schwierig, einen Weg zu finden, da dort keine Bahnen fahren oder Ähnliches, und man daher auf spezielle Busse angewiesen ist. Ende November hatte die Uni einen Ausflug dorthin organisiert, aber da ich Pech hatte und nicht mit konnte, wollte ich es gerne diesmal versuchen. Und es hat geklappt!

So viel Schnee!

Dank des Hostels konnten wir noch zwei Bustickets ergattern, zwar nicht von Kanazawa aus, sondern Toyama, eine einstündige Zugfahrt entfernt, aber das war es uns wert.

Wir mussten sehr früh los, da wir eben noch nach Toyama mussten, aber sobald wir in Shirakawa aus dem Bus stiegen, war alle Müdigkeit vergessen. Es lag überall Schnee in Massen, schneite immer noch und war einfach wie im Märchen! Richtig wunderschön.

Es gab auch einen Ausguck weiter auf einem Berg. Laut einem Hinweisschild durfte man im Winter nicht den Bergpfad nutzen, weil es gefährlich war, sodass wir auf den Shuttle-Bus warteten und kurz darauf von oben eine herrliche Aussicht auf das verschneite Märchendorf genießen konnten.

Sieht doch wirklich aus wie im Märchen, oder?

Mutig (bzw. geizig), wie wir waren, gingen bzw. schlitterten wir den Berg abschließend wieder hinunter – da das aber mehrere Leute taten, war es wohl gar nicht so gefährlich und tatsächlich kamen wir nach einiger Zeit auch unten an, ohne ein einziges Mal hingefallen zu sein, trotz der Glätte. Zwar waren meine Schuhe keineswegs wasserdicht und meine Füße dementsprechend nass, aber dennoch war es toll, mal wieder richtig durch Schnee zu stapfen. Einfach schön!

Zum Schluss sahen wir uns ein solches Haus auch von Innen an, ehe wir uns auf den Rückweg zum Bus machten, da die Tickets nur für eine bestimmte Uhrzeit galten.

Auch ein paar nette Schneemänner standen herum.

Glücklich, dass dieser Ausflug geklappt hatte, machten wir uns so auf den Heimweg und fragten im Hostel nach, ob wir eine Nacht länger bleiben könnten, da es uns so gefiel. Netterweise gab uns der Besitzer dann auch noch das Tatami-Zimmer für einen sehr günstigen Preis, was uns natürlich sehr freute, sodass wir noch einen Tag mehr in Kanazawa verbringen konnten, ehe wir dann am 3. Januar auscheckten, in der German Bakery frühstückten und dann wieder mit dem Zug zurück nach Kyoto fuhren.

Insgesamt hat mir Kanazawa (und ganz besonders Shirakawa!) wirklich gut gefallen und ich bin froh, dass alles so glatt lief (außerdem habe ich nun ein süßes Kirby-Plüschtier als Erinnerung).

In Kyoto stellte ich Kirby sowie ein wenig Gepäck bei Daria unter, ehe ich mich aufmachte in Richtung Hostel, da ich noch zwei Nächte heimatlos war, ehe ich am 5. dann in meine Wohnung konnte. Viel gemacht habe ich in der Zeit nicht, außer ein wenig zu spazieren, zum Hiei-zan (höchster Berg um Kyoto herum) zu fahren, den Weg hinauf nicht zu finden und wieder zu gehen (die Seilbahn hinauf hat im Winter leider auch geschlossen), ein wenig durch die Gegend zu spazieren und die Ruhe zu genießen, ehe Uni wieder anfing. Das Hostel war nahe an der Uni, jedoch recht leer, da neben mir nur eine einzige weitere Japanerin noch da war und sonst kein weiterer Gast. Ein Restaurant gehörte auch dazu, wo ich einmal mit Daria zu Abend aß (etwas Thailändisches), was super schmeckte. Im Ende plauderten wir noch ein wenig mit der Köchin, die uns ein paar Tipps gab, wollten wir das einmal nachkochen.

Am Freitag ging es dann wieder zur Uni, mit Reiserucksack und allem, und von dort aus direkt zu meiner neuen Wohnung, wo ich meinen Schlüssel erhielt und vom Vermieter gezeigt bekam, was ich wo fände. Dann war ich alleine in meinen neuen vier Wänden und auch wenn das mittlerweile über 10 Tage her ist, muss ich sagen, dass ich mich sehr wohl hier fühle und es nicht bereue, aus dem Wohnheim ausgezogen zu sein, so nett die Leute dort waren – es war einfach zu weit und gab nichts zu tun. Hier jedoch bin ich innerhalb weniger Minuten an der Uni oder in der Innenstadt, habe Einkaufsmöglichkeiten ohne Ende, diverse Cafés in der Umgebung (eines zeigt offenbar auch Kinofilme zu günstigen Preisen, was ich definitiv mal ausprobieren möchte!), einen 100 Yen Shop (muss!),  zwei Metzger (sofern ich Fleisch wollte), und, mein Highlight: eine tolle Bäckerei.

Ich denke, es lässt sich sehr gut hier leben!