Tempel und Brot

Ein interessanter Titel, ich weiß. Besonders die Sache mit dem Brot. Das liegt daran, dass ich heute tatsächlich eine Bäckerei gefunden habe, die leckeres Brot (normales (!) Brot und nicht dieses weiche Zeugs, das Japaner hier als Brot verkaufen) gefunden habe. Das macht mich so glücklich und steigert meine Freude auf das morgige Frühstück immens, haha!

Nachdem die meisten organisatorischen Dinge letzte Woche geklärt wurden, habe ich diese Woche meine freie Zeit für ein wenig Sightseeing nutzen können. Muss ja auch sein, wenn man schon in Kyoto studiert, ich meine, welche Stadt eignet sich besser dafür? Auch wenn das nun bereits das dritte Mal ist, dass ich in Kyoto bin, so ist es dennoch mein erster Sommer hier und auch so bietet die Stadt einfach sehr viel zu entdecken.

Während  ich also brav zur Uni gehe, meine Aufgaben erledige und lerne (letzteres mal mehr, mal weniger brav), kann ich die freien Tage (also mittwochs + Wochenende) größtenteils für Ausflüge oder Treffen mit Freunden nutzen (noch besser ist natürlich, wenn man beides kombinieren kann).

Die Tempelanlage bietet auch einen hübschen Garten!

So traf ich mich auch Mittwoch wieder mit Elena aus Frankreich und wir beschlossen, gemeinsam nach Arashiyama zu fahren, das im Westen der Stadt Kyoto liegt und aufgrund seiner schönen Landschaft bei Einheimischen und Touristen gleichermaßen beliebt ist. Tatsächlich war ich bereits im Januar 2015 mit Steffi hier gewesen, aber damals hatten wir nicht viel Zeit gehabt und es war eben Winter, sodass ich mich jetzt gerne noch einmal im Sommer hier umschauen wollte.

Wir trafen uns nachmittags, da ich ja doch einen etwas längeren Anfahrtsweg hatte – wie gut, dass die Busse hier einen Pauschalpreis von 230 Yen haben, egal wie weit man fährt. Da ich vom Hauptbahnhof Kyoto aus noch eine gute halbe Stunde weiterfahren durfte, war das ganz angenehm. Klar wäre es mit dem Zug schneller gegangen, aber wegen irgendetwas fiel mein Zug aus (und das in Japan!), sodass ich kurzerhand auf den Bus umstieg.

Erneut sahen wir uns die große Tempelanlage in Arashiyama an, wobei wir diesmal auch den Garten betraten, in dem ich letztes Mal nicht drin gewesen bin. Es war echt schön dort mit viel Grün, und glücklicherweise war es auch nicht so extrem voll wie befürchtet. Die Hauptsaison für Tourismus kommt erst noch^^

Zwischen den Bambusbäumen zu wandern, hat richtig Spaß gemacht.

Arashiyama ist ebenfalls berühmt für seinen Bambuswald, durch den wir dann natürlich auch ein Stück liefen, bis wir an einem Fluss herauskamen. Es war sehr schön dort und spannend, sich mal im Sommer dort umzusehen. Auf jeden Fall wollen wir auch im Herbst noch einmal herkommen, um uns die Blattfärbung (紅葉 kôyô bzw. momiji) anzusehen. Ich bin schon sehr gespannt, das muss sicherlich toll aussehen!

Da am nächsten Tag Uni war, fuhren wir danach dann auch wieder heim. Donnerstag war ein langer Tag; zwar hatte ich nur bis halb 3 Uni, aber da  jeden Donnerstagnachmittag eine Tea Party für Austauschstudenten organisiert wird, bei der man sich untereinander kennenlernen kann und auch einige japanische Studenten vorbeischauen, dachte ich mir, ich kann ja mal vorbeischauen. Finde ich übrigens praktisch, dass es auf dem Campus eine kleine Lounge für Austauschstudenten gibt, wo man sich gemütlich hinsetzen kann und ein wenig entspannen. Es gibt auch einen Raum mit Japanisch-Lehrbüchern und eigentlich ist fast immer ein japanischer Tutor da, der einem bei Problemen weiterhelfen kann. Wenn man einen Tandempartner sucht, ist das auch die allererste Anlaufstelle, da es dort ein Schwarzes Brett für Gesuche gibt. Mal schauen, ob ich auch einen Zettel aufhänge 🙂

Viel Tee gab es bei der Tea Party zwar nicht (dafür Orangensaft, wobei der auch recht schnell alle war – also mehr eine Orangensaft-Party), aber dennoch waren viele Leute da und ich hatte viel Gelegenheit, mit anderen Studenten zu quatschen. Habe dann auch gleich noch zwei Studenten kennengelernt, die im gleichen Wohnheim wie ich gelandet sind, yes! Ansonsten konnte ich mich auch so gut mit anderen Leuten über dieses und jenes unterhalten und erfuhr dann auch, dass nächste Woche wohl eine Willkommensfeier für uns Neulinge organisiert wird.  Das möchte ich mir natürlich auch nicht entgehen lassen!

Ich war zwar erst sehr spät wieder heim, aber dennoch fand ich es sehr schön. Da es das jeden Donnerstag zu geben scheint (organisiert wird es von einer Gruppe japanischer Studenten, die Interesse an kulturellem Austausch haben), werde ich sicherlich öfters noch vorbeischauen.

Freitag hatte ich etwas später Uni, konnte aber dennoch ein bisschen was unternehmen. Abends wollten wir mit einigen Leuten aus dem Wohnheim einen Film schauen – vorher ging ich noch mit einem Kommilitonen aus der Schweiz Sushi essen (er wollte mich überzeugen, dass Sushi toll ist, aber auch das vierte Mal kaitenzushi hat mich nicht überzeugen können), dennoch war es ganz nett und ich konnte immerhin ein wenig essen. Am Abend trafen wir uns wie gesagt im Gemeinschaftsraum des Wohnheims – eigentlich hatten wir einen Film über Netflix schauen wollen, aber da das Internet unten hoffnungslos langsam war, liefen auch die Filme in Kartoffelqualität ab. Daher beschlossen wir, es mit einer DVD zu versuchen und zufälligerweise hatte ich mir in Tokyo ja eine DVD gekauft – Die letzten Glühwürmchen (火垂るの墓 hotaru no haka) von Studio Ghibli. Wer den Film kennt, versteht vermutlich, wieso am Ende keiner von uns trockene Augen hatte. Aber hey, alle waren einverstanden…^^ Und der Film ist auch wirklich super gemacht, wenn auch unendlich traurig.

Interessanterweise gab es in der Nähe des Nanzenji einen Bogen, der eher römisch als japanisch aussah!

Auch heute war ich wieder unterwegs, diesmal mit Elena für ein wenig erneutes Sightseeing. Erst waren wir beim Nanzenji und danach im Eikandô, also zwei Tempeln, die beide relativ groß und bekannt sind. Dennoch war ich bisher noch nicht dort gewesen und so bot es sich an, die beiden nun zu besichtigen. Da sie recht nah beieinander liegen, konnten wir auch zu Fuß von dem einen zum anderen laufen. Besonders der Eikandô hat es mir angetan, da man dort auch häufiger mal Treppen laufen muss und dann mal durch den Garten läuft, dann wieder den Tempel selbst und am Ende kann man sogar einen kleinen Hügel hochsteigen, auf dem eine Pagode steht und von dem man eine wunderschöne Sicht auf die Stadt hat. Im Herbst soll die Gegend auch wunderschön sein, wenn die Blätter rot sind, weshalb wir uns vorgenommen haben, dann noch einmal herzukommen.

Am Nachmittag dann trafen wir uns noch mit Michiko im Zentrum von Kyoto und gingen gemeinsam in ein Café, wo wir Matcha tranken und uns ein wenig über die Uni unterhielten, ehe wir uns auf den Rückweg machten. Da haben wir auch übrigens die Bäckerei entdeckt, in der Elena ein Baguette und ich Mehrkornbrot ergattern konnte 🙂

Insgesamt war es also eine schöne Woche, in der ich nicht nur viele neue Bekanntschaften machen konnte, sondern auch ein wenig mit meinen Freunden unternommen und dabei sogar etwas von der Stadt gesehen habe. Entsprechend war ich die letzten Abende dann auch etwas erschöpft, aber da ich für morgen keine großen Pläne habe, kann ich mich ja da ausruhen, damit ich ab Montag wieder voll durchstarten kann. Und natürlich Aufgaben machen, aber das klappt schon.

Das Schicksal selbst in die Hand nehmen

Irgendwie habe ich ein Faible für dramatische Titel 😀

Die erste Woche ist rum, heute ist Feiertag (Tag des Sports) und somit keine Uni. Also wieder ein bisschen Zeit für einen neuen Eintrag 🙂

Ehe jemand fragt: Keine Ahnung genau, was es mit dem Tag des Sports auf sich hat, aber draußen auf dem Sportplatz spielen einige Schüler…ehm…keine Ahnung genau, was für eine Sportart das ist, auf jeden Fall wird ein Match ausgetragen^^“ Drumherum stehen auch einige Zuschauer und feuern die Mannschaften an. Ich habe eine Weile von der Veranda aus zugesehen, konnte aber nicht ausmachen, wer gewinnt.

Zeit für Sport am Tag des Sports.

Da ich aber zu faul bin, bei der Hitze Sport zu machen, habe ich stattdessen bloß einen kleinen Spaziergang durch die Umgebung gemacht, unter anderem den Park, den ich letzte Woche entdeckt hatte. Leider ist er doch nicht so groß (bzw. eigentlich schon, aber einen guten Teil macht ein Baseballfeld aus – auf dem heute auch ein Spiel stattfand), aber immerhin besser als nichts.

Ursprünglich hatte ich heute mit einem Kommilitonen aus der Schweiz nach Osaka fahren wollen für ein bisschen Sightseeing, aber er musste heute früh nochmal zur Uni, um seinen Betreuer zu sehen, und da das Ganze dann doch länger dauerte als geplant, haben wir den Plan verworfen und machen das wann anders. Am liebsten, wenn es etwas kühler ist…30 Grad im Oktober ist doch nicht normal.

Wie gesagt unternahm ich stattdessen einen kleinen Spaziergang, sah mich ein bisschen um und ging dann zurück. Mal gucken, vielleicht setze ich mich gleich in den Gemeinschaftsraum unten, dort verbringe ich die Abende eigentlich ganz gerne mit Lesen und damit, mit einigen anderen Bewohnern zu plaudern.

Wie schon im letzten Beitrag erwähnt, habe ich nun die erste Woche Uni hinter mir und mein Stundenplan steht nun auch soweit fest – wie ursprünglich gedacht ist mein Mittwoch frei und auf die anderen Tage verteilen sich der Sprachkurs sowie meine Seminare. Kann man machen! Glücklicherweise habe ich auch niemals um 8 Uhr Uni, muss also nicht sooo extrem früh raus und mich in volle Züge quetschen – yay!

Kürzlich war ich in Kyoto Bücher für die Uni kaufen und auf dem Rückweg konnte ich ein wenig Halloween-Deko bewundern. Japaner stehen auch Halloween.

Der Sprachkurs ist für mich ein bisschen zu leicht, aber was soll’s – ein bisschen was Neues lerne ich sicherlich und ab nächstem Semester wollte ich ihn ja sowieso nicht mehr machen und mich stattdessen stärker auf die Seminare konzentrieren. Ich konnte auch schon meine Tutorin kennenlernen, die sehr nett und hilfsbereit ist (ganz anders also als damals in Okinawa…). Sie studiert Geografie und hat mich letzte Woche dann auch einigen ihrer Kommilitonen vorgestellt, die alle auch sehr freundlich und neugierig waren, und wollte mir nächste Woche helfen, eine vernünftige Sim-Karte zu finden – momentan benutze ich ja immer noch die Reise-Sim, die aber nur noch bis zum 19. gilt und auf Dauer ohnehin zu teuer wäre. Nun, da ich eine Adresse in Japan habe, kann ich mir auch einen Vertrag suchen.

Donnerstag vergangene Woche fand die Orientierung zum Thema Sicherheit und Internetdienste an der Uni statt, bei der der spaßigste Teil der war, wo wir gelernt haben, wie man einen Defibrillator benutzt und Leute wiederbelebt – also ein Erste-Hilfe-Crashkurs sozusagen. Warum man das an der Uni macht, weiß ich nicht genau, aber da mein Erste-Hilfe-Kurs schon ewig her ist, war das vielleicht ganz gut. Der Rest der Sitzung bestand aber aus Sachen wie „Gebt eure Passwörter nie an andere weiter!“ und „Öffnet keine verdächtigen Mails!“, also naja. Jeder, der mehr als fünf Minuten im Internet verbracht hat, sollte so etwas eigentlich wissen.

Am Abend dann traf ich mich mit Elena, einer Kommilitonin aus Frankreich, sowie Michiko aus Japan (studiert jedoch in England) und wir aßen gemeinsam zu Abend und plauderten. Da Ende Oktober wohl eine Art Fest in Kyoto stattfinden soll, haben wir überlegt, gemeinsam dorthin zu gehen.

Soo viele Leute! Na dann mal auf ins Getümmel.

Freitag und gestern verbrachte ich dann aber mit einigen Leuten aus dem Wohnheim. Ich finde nach wie vor schade, dass viele wohl bevorzugen, in ihren Zimmern zu hocken und einige grüßen auf dem Gang noch nicht einmal zurück, hmm. Meine Nachbarin, Mai, und ich haben dann einfach kurzerhand eine Gruppe bei Facebook eröffnet, einen Aushang (in Englisch und Japanisch) am schwarzen Brett gemacht und mittlerweile sind es doch tatsächlich schon 29 Leute, die beigetreten sind. Haben dann auch mal vorgeschlagen, doch Freitagabend gemeinsam in eine Bar zu gehen und waren überrascht, als sich dann tatsächlich elf Leute in der Lobby unten versammelten. Zwar sprachen die wenigsten Japanisch, weshalb wir uns auf Englisch verständigten, aber trotzdem waren wir froh, auch andere gefunden zu haben, die gerne etwas unternehmen möchten. Also gingen wir erst in die Bar, wo wir uns unterhielten und aßen und verbrachten später noch den ganzen Abend bis in die Nacht hinein damit, uns im Gemeinschaftsraum gemütlich zu unterhalten und allen möglichen Mist zu machen (u.a. Mathe, denn warum sollte man um 3 Uhr nachts kein Mathe machen?!). Es war auf jeden Fall sehr interessant, so viele Leute kennenzulernen – und auch noch ganz international! Wir hatten Peru, Mosambik, Angola, Kirgistan, Ukraine, Schweiz, England, Portugal und nicht zuletzt Deutschland vertreten. Klar also, dass es viele interessante Themen gab 🙂 Die Leute sind auch alle sehr nett und wir haben vor, noch öfter etwas zu unternehmen.

Darauf wollte ich auch mit dem Titel anspielen. Wer weiß, ob wir eine so lustige Truppe versammelt hätten ohne die Gruppe. Wahrscheinlich nicht, denn man trifft ja nur doch mal jemanden eher zufällig im Gang und nicht immer hat diese Person dann auch Lust, sich mit einem zu unterhalten. Dass ich mich bereits am ersten Tag mit meiner Nachbarin anfreunden konnte, war großes Glück, aber nicht selbstverständlich.

Da seitdem auch wieder ein paar neue Leute in der Gruppe sind, hoffe ich, noch weitere meiner Mitbewohner kennenlernen zu können.

Auch gestern waren wir wieder gemeinsam unterwegs, wenn auch in kleinerer Gruppe – abends fand am Gokônomiya-Schrein in Kyoto eine Art Fest statt, das wir uns gemeinsam anschauen wollten. Es waren sehr viele Leute da (fast wie im Anime, haha) und allerlei Stände mit Essen und Spielen für Kinder. Eigentlich sollte es auch eine Prozession geben, aber ich weiß nicht, ob wir die verpasst haben oder was auch immer, aber dennoch war es witzig, da mal durchzulaufen und sich alles anzuschauen. Danach schlenderten wir noch ein wenig gemeinsam durch die Gegend, ehe wir uns auf den Rückweg machten.

Und so würde ich sagen, dass auch das Wochenende ganz witzig verlief 🙂 Besonders aufgrund der Tatsache, dass ich nun ein paar Leute im Wohnheim kenne, bin ich schon deutlich entspannter und fühle mich etwas wohler hier. Auch die Mitarbeiter sind wie gesagt super freundlich und hilfsbereit!

Die Sache mit dem Namen…

Puh. Heute Abend habe ich endlich ein wenig mehr Zeit für mich (bzw. ich nehme sie mir einfach), die ich für einen neuen Eintrag nutzen kann. Aber zunächst ein Bild:

Ich würde sagen, ich bin da! Dieses Bild bot sich mir, als ich das erste Mal den Campus der Uni Kyoto betrat. Offenbar waren gerade auch einige Oberschüler da, um sich die Uni anzuschauen, erkennbar an den Schuluniformen (und nein, der Himmel ist nicht bearbeitet).

Wie bereits im letzten Post angekündigt, bin ich nun seit fast einer Woche in meinem Wohnheim in Uji in der Präfektur Kyoto. Vergangene Woche Donnerstag hieß es also auschecken aus dem Hotel in Tokyo, einchecken am Flughafen und dann ging es Richtung Osaka. Von Osaka nahm ich wie bereits einige Male zuvor schon den Shuttlebus nach Kyoto und stieg da in die Bahn ein, die mich nach Uji bringen sollte – in den Unterlagen der Uni, die ich erhalten hatte, stand zwar, man solle von Kyoto aus ein Taxi nehmen, wofür ich aber zu geizig war und außerdem redete ich mir ein, mich genug in Japan auszukennen, das auch so zu schaffen. Da sowohl der Flug als auch der Bus Verspätung gehabt hatten, war ich viel später dran als ursprünglich geplant. Um die Leute im Wohnheim nicht unnötig warten zu lassen (und weil ich zu müde war, mein Gepäck noch eine Weile durch die Hitze zu schleppen), nahm ich von der Station Uji aus doch noch ein Taxi – von hier aus kostete es aber nur einen Bruchteil, war also völlig verschmerzbar. Außerdem konnte ich mich ein wenig mit dem Fahrer unterhalten und bekam als Abschiedsgeschenk auch noch ein paar Kekse. Zwar sagte meiner Mama immer, ich solle nicht zu Fremden ins Auto steigen und auch keine Süßigkeiten annehmen, aber ich denke bei Taxis kann man schon mal eine Ausnahme machen. Vor allem in Japan 😉

Das Wohnheim von außen. Vorne sind die Familienapartments, im hinteren Gebäude die Einzelapartments (meines kann man nicht sehen, da es vom vorderen Gebäude verdeckt wird).

Vor dem Wohnheim wurde ich dann auch schon mit einem „Guten Tag!“ begrüßt. Ja, auf Deutsch. Kurz überlegte ich, ob sich der Fahrer nicht doch verfahren hatte, dann aber erklärte mir der nette Mitarbeiter, er hätte einige Zeit lang Deutsch gelernt und wäre auch mal einen Monat in Karlsruhe gewesen. Da fühlte ich mich doch glatt wieder an meine Ankunft in Okinawa erinnert, haha! Ich freute mich und betrat das Wohnheim, wo ich dann auch schon von den anderen Mitarbeitern (die alle kein Deutsch sprechen) in Empfang genommen wurde. Ich musste ein Formular ausfüllen, dann bekam ich meinen Schlüssel und wurde gebeten, zu checken, ob alles im Zimmer ordnungsgemäß funktioniert und ggf. Mängel in eine Tabelle einzutragen. Eine Mitarbeiterin war dann noch ganz begeistert von meinem Konzertshirt von One Ok Rock, das ich gerade an hatte, und dass die Band offenbar auch in Deutschland auftrat (jap, und dort sind die Tickets auch um einiges günstiger als in Japan!).

Ich fuhr mit dem Aufzug hoch (was für ein Luxus, sowas hatten wir in Okinawa nicht!), denn meine Müdigkeit, das Gepäck und die Tatsache, dass ich im vierten Stock untergekommen bin (= in Deutschland dritter Stock) überwogen meine Abneigung gegenüber Aufzügen.

Ausblick von meinem Balkon. Hübsch, nicht wahr?

Kurz checkte ich alles von der Liste ab und machte Häkchen, da alles funktionierte und vorhanden schien, dann brachte ich das Zettelchen wieder herunter und wurde gefragt, wann ich bei der Führung teilnehmen würde. Da ich so spät war, kam nur noch ein Termin infrage. Uns wurde unter anderem erklärt, wie man Müll trennt (es gibt irgendwie gefühlt 20 Tonnen hier, da alles fein säuberlich getrennt wird. Und nicht vergessen: bei Plastikflaschen werden Etikett und Kappe abgemacht!). Wir bekamen noch unser Bettzeug (darunter ein Kissen, das mit Steinen gefüllt ist. Aber hey, immerhin…? Damals in Okinawa hatten sie ja leider nicht genug, wieso auch immer.

Mittlerweile habe ich auch schon einige Leute hier kennenlernen können, auch wenn niemand davon Japanisch spricht, leider. Meine Nachbarin kommt aus England, studiert aktuell aber in Heidelberg, weshalb sie auch Deutsch spricht (wir bleiben trotzdem bei Englisch) und wir haben die letzten Tage vermehrt gemeinsam etwas unternommen, unter anderem ein wenig Sightseeing in Kyoto. Etwas schade, dass die meisten Bewohner sich lieber in ihren Zimmern aufzuhalten scheinen; mal sehen, vielleicht ändert sich das ja mit der Zeit noch.

Ein kleiner Teil des Eingangsraums. Es gibt noch einen großen Aufenthaltsraum, von dem ich aber (noch) kein Foto gemacht habe.

Um die Ecke gibt es einen Konbini, etwas weiter auch einen Supermarkt sowie noch etwas weiter ein Einkaufscenter. Zur Bahn ist es glücklicherweise nicht so weit (etwa 10-15 Minuten, je nachdem ob man mit der JR oder der „normalen“ Bimmelbahn tuckern will). Insgesamt brauche ich zur Uni leider ziemlich genau eine Stunde. Zwar gibt es auch hier einen Campus, nur leider für andere Fakultäten; meine Kurse sind alle auf dem Hauptcampus oder im Wohnheim dort (wie gemein). Aber naja, man kann nicht immer Glück haben. Und bisher ging es mit der Fahrt, schließlich bin ich nicht auf die Deutsche Bahn angewiesen. Ich meine, hey, sie dauert nur halb so lange wie ich in Deutschland pendle! Wenn das mal keine Besserung ist, weiß ich auch nicht.

Die letzten Tage hatte ich mit allerhand Formularen, die wir am Freitag an der Uni bei der Orientierung erhalten haben, zu tun. Anders als in Okinawa wird man hier mehr oder weniger alleine mit allem gelassen. Im Grunde hat man 20 Millionen Papiere, die es auszufüllen gilt und dann muss man mit allem zu irgendwelchen Ämtern laufen, sich registrieren, versichern, anmelden und natürlich noch schön blechen. Da bereits Montag auch schon Uni anfing, ist das nicht so einfach, alles gleichzeitig zu schaffen (der Weg macht es dann auch nochmal etwas komplizierter), aber ich glaube, jetzt habe ich den größten Teil erledigt. Seit vorgestern bin ich nun also auch in Japan gemeldet, kranken-, pflege- und rentenversichert (muss man als Austauschstudent irgendwie auch, wobei ich glücklicherweise von den Zahlungen für letzteres befreit bin) und joa, insgesamt wohne ich nun auch offiziell hier.

Wie praktisch, dass ich das meiste davon in Okinawa schon einmal gemacht hatte, wenn auch nicht alles. Hilfreich ist aber, dass ich jetzt deutlich besser Japanisch spreche und mehr verstehe als noch vor drei Jahren; zur Not also kann ich nachfragen, wenn ich ein Formular nicht verstehe. Was gleich ist, sind allerdings die Probleme mit meinem Namen, da er zu lang ist und Japaner das Konzept eines zweiten Vornamens nicht kennen. Als ich meine Adresse bei der Bank ändern ließ (da war immer noch meine Adresse in Okinawa eingetragen, ups…), wurde ich dann auch „Isabella-san“ aufgerufen und entsprechend verwirrt 😀

Einkaufscenter, etwa 20 Minuten Fußweg (30, wenn man sich verläuft *hust*) entfernt.

Als Masterstudentin bin ich nicht mehr primär an der Uni, um Japanisch zu lernen, weshalb die Sprachkurse für mich optional sind. Ich habe trotzdem welche belegt, wobei ich mal schauen muss, wie das so läuft, sonst lasse ich sie ab nächstem Semester bleiben. Was ich nämlich eigentlich hier machen soll, ist ganz normal studieren – also Masterseminare (vorzugsweise aus meiner Fachrichtung, aber nicht mal das ist Pflicht) belegen, die eigentlich an japanische Studenten gerichtet sind, davon insgesamt vier Stück. Plus vier Stunden freiwilliger Sprachkurs macht dann 16 Wochenstunden Uni, was, denke ich, ganz okay ist – habe sie mir auch so gelegt, dass ich mittwochs frei habe. Zwei Tage Uni, einen Tag frei, nochmal zwei Tage und dann Wochenende ist doch auch ganz nett 🙂 Wenn ich nächstes Semester den Sprachkurs sein lasse, kann ich vielleicht auch mehr Seminare belegen, denn ganz ehrlich, ich glaube, die bringen mir deutlich mehr. Aber mal schauen.

Da ich jetzt schon wieder so viel geschrieben habe, mache ich erst einmal Ende mit dem Beitrag. Ich denke, Ende der Woche habe ich dann auch wieder Zeit für einen richtigen Wochenrückblick und kann ein wenig mehr zur Uni schreiben. Noch muss ich ein paar Sachen erledigen (u.a. mich für die Kurse anmelden, aber irgendwie habe ich immer noch keinen Studentenausweis bekommen, den ich dafür brauche…), nochmal ins International Office und morgen gibt es noch eine Orientierungsveranstaltung und Führung durch die Uni-Bibliothek für uns, die ich mir gerne anschauen wollte. Denke aber, dass ich dann das Gröbste hinter mir habe und ab nächster Woche voll durchstarten kann!

PS: Auch meine Uni-Mail hier beinhaltet meinen Nachnamen und „Isabella“ als Vornamen. „Sylvia“ taucht im System gar nicht auf. Ich liebe Japan und sein Unverständnis gegenüber zweiten Vornamen…*seufz*