Winterwunderland

Das neue Jahr in Kanazawa begann sehr kalt, aber glücklicherweise auch mit etwas Schneefall und weniger Regen, was ich besonders begrüßte. Am ersten Januar wollten wir einem Schrein einen Besuch abstatten, um Neujahrssüßigkeiten zu essen, ließen es dann aber sein, als wir die Menschenmassen vor Kanazawas offenbar beliebtestem Schrein sahen. Stattdessen gingen wir zu einem Mini-Schrein, wo es zwar keine Süßigkeiten gab, dafür aber omikuji, diese kleinen Orakelzettelchen, die einem verraten, wie viel Glück das neue Jahr bringt. Meins versprach großes Glück, sodass ich es gleich an den dafür vorgesehenen Baum band, da sich nur auf diese Weise so etwas bewahrheitet (wenn man daran glauben möchte, wohlgemerkt).

Mein gewonnener Kirby. Ist er nicht süß?

Da an Neujahr bis auf amerikanische Ketten wie Starbucks & Co., Konbinis und Game Center alles geschlossen hat, gab es nicht viel zu tun, sodass wir erst in Starbucks einen Kaffee schlürften und dann ins Game Center gingen. Da Daria ein Plüschtier beim Ufo Catcher (diese Greifarm-Spiele) gewinnen wollte, leistete ich ihr Gesellschaft und spielte ebenfalls an einer Maschine, in der es Kirbys gab. Nachdem ich nach drei Versuchen nichts gewonnen hatte und mir mein Geld langsam schade wurde, wollte ich eigentlich gehen, aber da Daria mit einer alten Omi, die zwei Plüschtiere gewonnen hatte, quatschte (offenbar war sie Veteranin und machte das professionell – oder schon sehr lange), warf ich noch eine letzte Münze in das Ding, ließ den Greifarm herumfahren und traute meinen Augen kaum, als er einen Kirby ergriff und bis zum Ausgang brachte. Wuhu! Das erste Mal etwas gewonnen!

Offenbar hat das omikuji-an-den-Baum-Binden doch etwas gebracht, hehe.

Am zweiten Januar stand ein Ausflug an. Netterweise hatte der Besitzer des Hostels noch zwei Tickets für uns reservieren können, nachdem wir nicht fündig geworden waren. Die Rede ist von Shirakawa-go, einem Dorf in der Nähe von Kanazawa, das gleichzeitig Weltkulturerbe ist und berühmt für seine Architektur mit den hohen Dächern. Seit ich vor über einem Jahr davon erfahren habe, wollte ich sehr gerne dorthin, nur ist es eben schwierig, einen Weg zu finden, da dort keine Bahnen fahren oder Ähnliches, und man daher auf spezielle Busse angewiesen ist. Ende November hatte die Uni einen Ausflug dorthin organisiert, aber da ich Pech hatte und nicht mit konnte, wollte ich es gerne diesmal versuchen. Und es hat geklappt!

So viel Schnee!

Dank des Hostels konnten wir noch zwei Bustickets ergattern, zwar nicht von Kanazawa aus, sondern Toyama, eine einstündige Zugfahrt entfernt, aber das war es uns wert.

Wir mussten sehr früh los, da wir eben noch nach Toyama mussten, aber sobald wir in Shirakawa aus dem Bus stiegen, war alle Müdigkeit vergessen. Es lag überall Schnee in Massen, schneite immer noch und war einfach wie im Märchen! Richtig wunderschön.

Es gab auch einen Ausguck weiter auf einem Berg. Laut einem Hinweisschild durfte man im Winter nicht den Bergpfad nutzen, weil es gefährlich war, sodass wir auf den Shuttle-Bus warteten und kurz darauf von oben eine herrliche Aussicht auf das verschneite Märchendorf genießen konnten.

Sieht doch wirklich aus wie im Märchen, oder?

Mutig (bzw. geizig), wie wir waren, gingen bzw. schlitterten wir den Berg abschließend wieder hinunter – da das aber mehrere Leute taten, war es wohl gar nicht so gefährlich und tatsächlich kamen wir nach einiger Zeit auch unten an, ohne ein einziges Mal hingefallen zu sein, trotz der Glätte. Zwar waren meine Schuhe keineswegs wasserdicht und meine Füße dementsprechend nass, aber dennoch war es toll, mal wieder richtig durch Schnee zu stapfen. Einfach schön!

Zum Schluss sahen wir uns ein solches Haus auch von Innen an, ehe wir uns auf den Rückweg zum Bus machten, da die Tickets nur für eine bestimmte Uhrzeit galten.

Auch ein paar nette Schneemänner standen herum.

Glücklich, dass dieser Ausflug geklappt hatte, machten wir uns so auf den Heimweg und fragten im Hostel nach, ob wir eine Nacht länger bleiben könnten, da es uns so gefiel. Netterweise gab uns der Besitzer dann auch noch das Tatami-Zimmer für einen sehr günstigen Preis, was uns natürlich sehr freute, sodass wir noch einen Tag mehr in Kanazawa verbringen konnten, ehe wir dann am 3. Januar auscheckten, in der German Bakery frühstückten und dann wieder mit dem Zug zurück nach Kyoto fuhren.

Insgesamt hat mir Kanazawa (und ganz besonders Shirakawa!) wirklich gut gefallen und ich bin froh, dass alles so glatt lief (außerdem habe ich nun ein süßes Kirby-Plüschtier als Erinnerung).

In Kyoto stellte ich Kirby sowie ein wenig Gepäck bei Daria unter, ehe ich mich aufmachte in Richtung Hostel, da ich noch zwei Nächte heimatlos war, ehe ich am 5. dann in meine Wohnung konnte. Viel gemacht habe ich in der Zeit nicht, außer ein wenig zu spazieren, zum Hiei-zan (höchster Berg um Kyoto herum) zu fahren, den Weg hinauf nicht zu finden und wieder zu gehen (die Seilbahn hinauf hat im Winter leider auch geschlossen), ein wenig durch die Gegend zu spazieren und die Ruhe zu genießen, ehe Uni wieder anfing. Das Hostel war nahe an der Uni, jedoch recht leer, da neben mir nur eine einzige weitere Japanerin noch da war und sonst kein weiterer Gast. Ein Restaurant gehörte auch dazu, wo ich einmal mit Daria zu Abend aß (etwas Thailändisches), was super schmeckte. Im Ende plauderten wir noch ein wenig mit der Köchin, die uns ein paar Tipps gab, wollten wir das einmal nachkochen.

Am Freitag ging es dann wieder zur Uni, mit Reiserucksack und allem, und von dort aus direkt zu meiner neuen Wohnung, wo ich meinen Schlüssel erhielt und vom Vermieter gezeigt bekam, was ich wo fände. Dann war ich alleine in meinen neuen vier Wänden und auch wenn das mittlerweile über 10 Tage her ist, muss ich sagen, dass ich mich sehr wohl hier fühle und es nicht bereue, aus dem Wohnheim ausgezogen zu sein, so nett die Leute dort waren – es war einfach zu weit und gab nichts zu tun. Hier jedoch bin ich innerhalb weniger Minuten an der Uni oder in der Innenstadt, habe Einkaufsmöglichkeiten ohne Ende, diverse Cafés in der Umgebung (eines zeigt offenbar auch Kinofilme zu günstigen Preisen, was ich definitiv mal ausprobieren möchte!), einen 100 Yen Shop (muss!),  zwei Metzger (sofern ich Fleisch wollte), und, mein Highlight: eine tolle Bäckerei.

Ich denke, es lässt sich sehr gut hier leben!

Little Kyoto

Eigentlich sollte ich lernen, aber da ich so gut darin bin, alles vor mir herzuschieben, nutze ich meinen freien Nachmittag doch lieber für einen neuen Blogeintrag.

Diesmal möchte ich mich endlich Kanazawa widmen, wo ich den Jahreswechsel verbracht habe. Wie bereits in vorherigen Beiträgen erwähnt, bin ich am 28. aus dem Wohnheim ausgezogen, mit Rucksack, Decke und Kissen nach Kyoto gefahren, wo ich bei Daria im Wohnheim übernachten konnte, ehe wir am 29. gemeinsam nach Kanazawa fuhren.

Wie ich in meinem alten Wohnheim erfuhr, als ich von meiner Reise erzählte, wird Kanazawa auch „Little Kyoto“ genannt, da die Städte sich wohl ähneln sollen. Darauf war ich besonders gespannt, denn ich mag Kyoto ja so sehr. Und nun kann ich sagen: Es stimmt, Kanazawa hat mich wirklich an Kyoto erinnert! Eine wunderschöne Stadt. Klein Kyoto eben 😉

Bahnhof Kanazawa. Ziemlich hübsch! Und da war das Wetter noch gut.

Da wir Studenten sind und Geld sparen wollten, kauften wir uns das seishun 18 kippu, das ich bereits damals einmal im Frühling verwendet hatte. Damit darf man an fünf verschiedenen Tagen frei mit JR-Linien fahren; oder aber man teilt das Ticket auf und hat zum Beispiel eine Fahrt für fünf Personen. Da wir zu zweit waren, hatten wir je zwei Fahrten (geplant für Hin- und Rückweg) und eine würde übrig bleiben. Da wir in Japan angemeldet sind, sind wir leider nicht berechtigt, den JR-Pass zu nutzen, da dieser ausnahmslos für Touristen ist. Daher ist das seishun 18 kippu in der Regel die günstigste Alternative. Pro Fahrt kommt man damit auf 2.500 Yen, was sogar noch unter 20 Euro entspricht. Kann man für längere Wege also durchaus machen. Leider kann man mit diesem Ticket weder Shinkansen noch Schnellzüge nutzen, sodass wir für die Fahrt etwas mehr als vier Stunden brauchten, aber da wir früh losfuhren (zu früh), ging es noch und wir kamen gegen Mittag in Kanazawa an.

Dort bewunderten wir erst einmal den Bahnhof, der ziemlich fancy aussieht, ehe wir uns auf die Suche nach dem Hostel machten. Google Maps leistete uns gute Dienste und so fanden wir es nach rund einer Viertelstunde Fußweg auch schon. Der Besitzer war unglaublich nett und ließ uns früher einchecken; zusätzlich erhielten wir ein kostenloses Upgrade von 8-Betten-Schlafsaal auf 4-Betten-Schlafsaal, den wir aber nur für uns hatten. Offenbar reisen zu Neujahr nicht so viele Leute herum, denn außer uns waren zu dem Zeitpunkt nur noch drei weitere Gäste da.

Allgemein muss ich zu dem Hostel ein paar Worte verlieren, denn es war ungelogen eines der besten Hostels (wenn nicht sogar das beste!), in dem ich je war. Die Atmosphäre war unglaublich familiär, der Besitzer sowie seine Frau mega nett und hilfsbereit und ihre 15 Monate alte Tochter richtig süß. Zwar waren die beiden letzteren nicht immer da, aber abends kamen sie gerne einmal vorbei.

Im Gemeinschaftsraum gab es einen Kotatsu (diese tollen Tische mit Heizdecke, bei denen ich mich frage, wieso es sie nicht in Deutschland gibt) und einen Fernseher, wo wir es uns gerne mal abends gemütlich machten. Überhaupt gefiel es uns dort so gut, dass wir unseren Aufenthalt um einen Tag verlängerten. Dafür kriegten wir sogar einen Freundschaftspreis (yay!) und ein privates Zimmer mit Tatami für die letzte Nacht, denn im Schlafsaal wurde später eine Touristengruppe untergebracht. Wirklich nett, vielen Dank!

Schloss Kanazawa, bzw. ein Teil davon.

Wie ich ebenfalls erfuhr, ist die Präfektur Ishikawa (deren Hauptstadt Kanazawa ist) die verregnetste Präfektur Japans, also quasi so etwas wie das Wuppertal von Japan…  Das erfuhren wir auch schon am ersten Tag, denn während es mittags und am frühen Nachmittag noch sonnig war, fing es zum Abend hin an, heftig zu schütten. Dennoch ließen wir uns davon nicht die Laune verderben und liefen erst einmal zum kenroku-en, einem der berühmtesten und tollsten Gärten Japans, oder so. Ich weiß nicht genau, wonach das ausgesucht wird, wer Genaueres wissen möchte, kann ja mal Wikipedia zu Rate ziehen.

Auf jeden Fall war der Garten sehr schön anzusehen, aber das sind meiner Meinung nach ja so ziemlich alle Gärten in Japan. Er war jedoch ziemlich groß und ich kann mir vorstellen, dass er im Schnee oder im Frühling noch schöner ist. Ganz in seiner Nähe steht auch das Schloss von Kanazawa, das man sich anschauen konnte.

Im kenroku-en. Mit ein bisschen Geduld und Glück kann man doch ein paar lichte Augenblicke abpassen, in denen das Wetter mitspielt und keine 200 Touristen ins Bild laufen.

Da es anfing zu regnen, kauften wir uns Regenschirme und gingen erst einmal essen und später in ein äußerst…interessantes Café. Und wenn ich sage „interessant“, meine ich seltsam. Auf dem Schild stand Café, also dachten wir, wir gehen mal rein, und drinnen erwartete uns ein winziger Raum mit ein paar Stühlen, einem Tresen, dahinter einer uralten Kaffeemaschine und einem noch älteren Mann. Als ich ihn fragte, ob dies das Café war, schien er sich zu freuen, dass sich Leute hierher verirrt hatten, und bejahte – sagte mir jedoch auch gleich, dass es wirklich NUR Kaffee gäbe, keinen Tee oder so. Das war okay, und so setzten wir uns hin. Da erfuhr ich dann auch, dass NUR Kaffee auch hieß, dass es schwarzer Kaffee war, denn Milch oder Zucker gab es auch nicht. Ehm, okay. Preise gab es auch nirgendwo, aber es würde schon kein Vermögen kosten, dachten wir, und bestellten je einen…Kaffee. Dieser kam offenbar auch aus der antiken Kaffeemaschine (die wirklich aussah wie ein Museumsobjekt), was ziemlich interessant war. Der Kaffee schmeckte auch ausgesprochen gut und der nette Mann gab und gleich eine ganze Kanne dazu, während er fragte, wo wir denn herkämen und was uns nach Kanazawa verschlug. So plauderten wir eine Weile und ich muss sagen, irgendwie hatte der Laden was. Mir tat es schon fast leid, als wir später wieder gingen, denn dann saß der Mann wieder alleine in seinem Laden. Als wir uns verabschiedeten und sagten, der Kaffee war lecker, erklärte er uns, dass er jeden Tag zehn Tassen davon tränke, nämlich immer dann, wenn er Hunger verspürte. Okay.

Im Café des alten Mannes.

Wir zahlten (es waren am Ende doch nur 500 Yen, was für eine Kanne gar nicht mal schlecht ist) und gingen wieder in hinaus, in den Regen, schlenderten noch ein wenig durch die Straßen und gingen dann zurück ins Hostel.

Auch an den nächsten Tagen sahen wir uns verschiedene Sehenswürdigkeiten an. Am Folgetag beispielsweise trafen wir uns mit Rina, einer Japanerin, die ich vor drei Jahren in Tokyo im Hostel kennengelernt hatte und die sich freute, dass ich mal in ihrer Heimatstadt vorbeikam. Sie zeigte uns das alte Viertel Kanazawas, einen Samuraidistrikt und dann stiegen wir noch alle auf einen Berg hinauf, da wir die Aussicht genießen wollten. Leider konnten wir die Aussichtsplattform (falls es denn eine gab) nicht finden, sodass wir mehr Bäume und Gräber (ja, da oben war ein Friedhof) sahen, aber trotzdem war es eine witzige Erfahrung. Gegen Abend verabschiedeten wir uns wieder von Rina und gingen noch ein wenig durch Kanazawas Innenstadt, ehe es zurückging. Wir entdeckten nebenbei noch eine „deutsche Bäckerei“ im Bahnhof, die im Grunde aber nur eine Bäckerei wie jede andere war und in der wir beschlossen, am nächsten Tag zu frühstücken.

Ausblick auf den See in Komatsu.

Am folgenden Tag, Silvester, machten wir einen kleinen Ausflug nach Komatsu, eine Stadt in der Nähe von Kanazawa (dafür nutzte einer auch die übrige Fahrt auf dem Ticket und dann teilten wir den Preis für die zweite Karte auf). Dort sollte es einen See geben sowie einen Park, den wir uns ansehen wollten. Der See war wirklich riesig und auch ganz gut zu finden, aber der Park war eher ernüchternd und da es furchtbar kalt war und schon wieder anfing zu tröpfeln, beschlossen wir, ein Einkaufszentrum aufzusuchen (sonst scheint es in Komatsu nicht viel zu geben). Das war nach etwas über einer Stunde Fußweg über Acker und…Acker auch erreicht und wirkte etwas fehlplatziert im verschlafenen Komatsu, denn drinnen war so Einiges los und viele viele Leute. Wir aßen zu Mittag, sahen uns diverse Läden an und beschlossen schließlich, zurückzufahren, da wir im Hostel zu Abend essen wollten und später zu einem Tempel gehen. Netterweise wollte der Besitzer des Hostels toshikoshi (Jahreswechsel) Soba für alle machen, ein Gericht, das man zu Neujahr ist. Soba sind Nudeln, und da die sehr lang sind, sollen sie einem ein langes Leben bescheren, wenn man sie zum Jahreswechsel isst.

Toshikoshi Soba.

Da wir gegen Mitternacht zum Tempel aufbrachen, konnten wir bereits unterwegs die Glockenschläge hören, was leicht gespenstisch war. Um Punkt Mitternacht wird nämlich die Glocke geschlagen, genau 108 Mal, dann ist Schluss. Offenbar stehen die Leute da schon sehr früh an, denn jeder will ja dran kommen, und wenn man Pech hat und Person Nr. 109 ist, darf man nicht mehr. Glücklicherweise nimmt es nicht jeder Tempel so genau, und wir konnten nach einiger Suche einen finden, der uns läuten ließ, yay!

Anstehen für die Tempelglocke.

Dann ging es zurück, denn es war furchtbar kalt. Wir unterhielten uns noch ein Weilchen im Hostel mit den anderen Gästen und gingen dann irgendwann schlafen. An Neujahr ließen wir es gemütlich angehen, denn viel zu tun gab es nicht (haben doch alle Geschäfte geschlossen, bis eben auf Konbinis und Ketten wie Starbucks, Mister Donut etc.).

Auf die restlichen Tage Kanazawa, inklusive Ausflug in ein historisches Dorf, sowie die übrigen freien Tage gehe ich dann aber im nächsten Beitrag ein.

Rote Ahornblätter im Herbst

So war tatsächlich die deutsche Übersetzung einer Vokabel im ersten Semester. Im Japanischen nur ein Wort (紅葉 momiji bzw. auch kôyô gelesen, wobei es dann allgemein für die rote Blattfärbung steht), so beschreibt das ungefähr, was viele Touristen nach Japan lockt. Nach dem Frühling mit seinen Kirschblüten dürfte der Herbst die zweitbeliebteste Reisezeit sein, zumindest so mein Gefühl.

Wie im vorigen Beitrag erwähnt, waren wir vergangene Woche Freitag noch mit ein paar Freunden Yakiniku futtern, was sehr lecker war und worauf ich mich auch sehr gefreut hatte, war es doch bereits mindestens anderthalb Jahre her, seit ich es zuletzt gegessen hatte. Es war ein schöner Abend und wir hatten überlegt, danach noch ins Karaoke zu gehen, es wegen der späten Uhrzeit jedoch gelassen. Zwar war ich zu meinem eigenen Geburtstagsessen dank des für mich zuständigen Professors zu spät gekommen, aber was soll’s – wieso muss er mir auch einen Tag vorher erst von dem Kolloquium erzählen? Er hat nicht einmal gefragt, ob ich kommen kann, sondern ist einfach davon ausgegangen…*seufz* Die Themen waren zwar spannend, aber wieso ich dann auch noch gedrängt wurde, Fragen zu stellen (obwohl ich keine hatte), verstehe ich auch nicht ganz…

Hübsch, nicht wahr?

Samstag nutzte ich dann für Hausaufgaben, und am Sonntag hieß es wieder Sightseeing in Kyoto. Diesmal wollten Elena, Michiko und ich schauen, wie es denn um die Herbstblätter stand (die Hochsaison ist für gewöhnlich erst Ende November, hat sich dieses Jahr aber etwas nach vorne verschoben) stand und wir machten uns auf zum Daigo-ji, einem Tempel im Süden Kyotos. Wie auch schon bei Ujis Byôdô-in und gefühlt 80% aller Tempel in Kyoto handelt es sich dabei um ein Weltkulturerbe – und das ist nicht abwertend gemeint, denn ich mag die vielen Tempel hier. Es waren zwar viele Besucher da und aufgrund der Jahreszeit war auch der Eintritt nicht ganz günstig, aber es hat sich auf alle Fälle gelohnt. Ich denke, die Fotos sagen alles.

Eigentlich kann man noch auf einen Berg hochlaufen und sich die Sicht sowie einen weiteren Teil der Tempelanlage weiter oben anschauen, allerdings wollten uns die Mitarbeiter nicht hochlassen. Die Erklärung habe ich bis heute nicht verstanden: Es würde bald dunkel und dann wäre es für Mädchen zu gefährlich, auf den Berg zu steigen.

Ich hatte gleich mehrere Probleme mit der Aussage:

  1. Es war 15 Uhr. Bis zum Einbruch der Dunkelheit blieben noch mindestens zwei Stunden.
  2. Das ist Diskriminierung.
  3. Wir befanden uns in Japan.
  4. Ich war mindestens einen Kopf größer als der Herr, der mir das erklärt hat.

Aber es half nichts, er hielt daran fest und bat uns (nicht, ohne sich mehrfach zu entschuldigen), zu einer früheren Uhrzeit wiederzukommen. Da wir aber sicher nicht noch einmal so viel Eintritt zahlen wollen, werden wir diesen Herbst nicht wiederkommen. Schade, aber sei’s drum. Es gibt noch genug andere schöne Orte in und um Kyoto herum.

Seit Donnerstag dieser Woche habe ich frei, da hier das Unifest stattfindet. Ich war bereits einen Tag lang da und morgen wollte ich zum Finale wieder hin, aber dann werde ich im nächsten Beitrag gesammelt davon berichten.

Die freien Tage habe ich auch für einen kleinen Ausflug genutzt und war so für zwei Tage in Kôbe, das etwa zwei Stunden Zugfahrt entfernt ist (sofern man in den richtigen Zug einsteigt *hust*).

Kobes Hafengegend bei Nacht.

Da ich vorher noch nie in Kobe gewesen war, gab es sehr viel für mich zu sehen. Besonders bekannt ist Kobe für seinen Hafen, der zu Japans größten und ältesten Häfen gehört. Bis vor etwas mehr als 20 Jahren war es auch der größte japanische Hafen, doch 1995 wurde Kobe von einem heftigen Erdbeben erschüttert, wodurch viele Häuser neu gebaut werden mussten und auch viele Firmen ihre Hauptsitze in andere Hafenstädte verlegten. Dennoch lohnt sich ein Ausflug allemal, wie ich finde.

Ich war nachmittags angekommen und checkte erst einmal in meiner Unterkunft (Kapselhotel!) ein, dann machte ich mich auf den Weg zum Hafen. Zwar war es schon dunkel, als ich ankam, aber so konnte ich mir immerhin die vielen schönen Lichter und beleuchteten Schiffe anschauen. Dann machte ich noch einen Rundgang durch einen großen Einkaufsdistrikt am Hafen (ハーバーランド  für das Englische „Harbor Land“) und lief ein wenig durch die Gegend. Am Abend unterhielt ich mich noch nett mit den Mitarbeitern des Hostels (das übrigens gerade einmal zwei Monate als ist und sehr gut!) und erkundigte mich nach Tipps für den nächsten Tag. Wie es so ist, wenn man Einheimische fragt, hatte ich dann auch schon eine Planung für rund drei Tage, aber ich konnte mir ja auch etwas davon aussuchen. Ich nahm mir auch vor, wiederzukommen, da es sicherlich noch genug andere interessante Orte in und um Kobe herum gibt.

Vormittags hieß es also auschecken und in Richtung Norden – erst einmal vorbei an einem Schrein, an dem gerade 七五三 (shichi go san – steht für die Zahlen 7, 5 und 3) gefeiert wurde. Eigentlich findet das bereits etwas früher im November statt, aber wieso nicht ein paar Tage länger feiern?

Dabei handelt es sich um ein Kinderfest, bei dem Kinder, die drei, fünf oder sieben Jahre alt sind, von ihren Eltern in Kimonos gekleidet und zu einem Schrein gebracht werden. Dort wird dann für Gesundheit und Glück für die Zukunft gebetet, Fotos werden geschossen und die Kinder bekommen Süßigkeiten.

Immer schön bergauf…

Da ich nicht stören wollte, ging ich rasch weiter und wortwörtlich hoch (es ging aufwärts) in einen Distrikt namens 異人館 ijinkan, in dem europäisch aussehende Häuser stehen. Aufgrund seines großen Hafens war und ist Kobe eine sehr internationale Stadt und viele der alten Häuser laden zur Besichtigung ein. Ich hielt mich jedoch nicht lange dort auf (westliche Häuser kann ich mir ja auch in Deutschland angucken), sondern ging weiter in Richtung Berge. Dort konnte man mit einer Seilbahn hochfahren (oder zu Fuß laufen, aber ich war faul und wollte nur zu Fuß zurück) und sich den Ausblick auf die Stadt anschauen. Ich liebe es ja, mir von hohen Orten aus Landschaften anzuschauen, und dementsprechend war es das perfekte Reiseziel für mich. Witzigerweise gab es weiter oben auch ein paar europäisch aussehende Häuser – um genau zu sein deutsch, denn es sah stark nach Fachwerkhaus aus. Gleichzeitig gab es auch eine Art…deutschen…Weihnachtsmarkt…ich denke? Zumindest stand auf einem Schild ドイツ祭り doitsu matsuri, was wörtlich übersetzt „Deutschland-Festival“ bedeutet, aber mit „Beer & Wine Fest“ untertitelt war. Aber ist ja auch dasselbe.

…ein deutscher Weihnachtsmarkt! Na, das hat sich doch gelohnt!

Dort konnte man sich also völlig überteuert deutsches Bier, Bretzeln und Currywurst kaufen oder auch Ampelmann-Merchandise. Glühwein schien es auch zu geben, aber ich sah zu, dass ich schnell weg kam, da mich die Wurst-mit-Stäbchen-essenden Japaner etwas verstörten. Ich genoss lieber den Ausblick und spazierte ein wenig auf dem Berg herum, sah mir den Kräutergarten dort an und ging dann zu Fuß wieder hinunter. Hin und wieder gab es ein paar schöne Blumenbeete zu bewundern und auch einen kleinen Wasserfall, was ich sehr schön fand.

Da es dann auch schon wieder spät wurde, machte ich mich auf den Heimweg, fuhr zunächst nach Kyoto, aß etwas, fuhr aus Versehen nach Osaka (fragt nicht), musste zurückfahren, kam nicht in den Zug und brauchte somit eine ganze Weile, ehe ich wieder zurück war. Dennoch war es aber ein sehr schöner Ausflug und irgendwann möchte ich definitiv wieder nach Kobe, um mir auch die vielen anderen Dinge dort anzusehen.