Wie im vergangenen Beitrag berichtet, ging es am Freitag in Richtung Süden. Für den Hinweg hatten wir uns für den Schnellzug entschieden, da das nun einmal, naja, schneller geht. Da Taiwan nicht besonders groß ist, dauerte die Fahrt auch nur knapp zwei Stunden (die ich größtenteils schlafend verbrachte), und ab Takao nahmen wir dann noch einen Bus, der uns bis nach Hengchun ganz im Süden Taiwans brachte.
Dort angekommen, dachte ich erst, ich sei im Sommer angekommen – strahlender Sonnenschein und 25 Grad. Kaum zu glauben, dass noch Februar war. Normalerweise bin ich kein Sommermensch, aber zumindest für den Moment war ich froh, der eisigen Kälte Kyotos entkommen zu sein und freute mich über die angenehme Temperatur.
Nicht weit von der Bushaltestelle war auch unser Hostel entfernt, in dem wir eincheckten und unsere Sachen abstellten. Schön fand ich auch, dass in dem Hostel offenbar drei (zumindest habe ich während des gesamten Aufenthalts nicht mehr als drei verschiedene gesehen) Katzen wohnten. Die waren zwar nicht besonders interessiert an uns, aber toll fand ich es trotzdem.

Noch am ersten Tag machten wir uns auf, die Gegend zu erkunden, die alten Stadttore anzuschauen und nebenbei ganz vielen Katzen auf der Straße zu begegnen, die wir streichelten. Gegen Nachmittag machten wir uns auf zu einer Stelle, an der wohl durch irgendwelche Löcher im Boden Gas austrat, das brannte. Jedenfalls waren drei Steinhäufchen zu sehen, in deren Mitte jeweils eine kleine Flamme brannte. An sich fand ich das ziemlich interessant, aber ich war sehr genervt von den vielen Touristen drumherum, die die nicht gerade wenigen Schilder ignorierten, man sollte nicht in den abgegrenzten Bereich gehen, ebenso wenig wie das große Schild am Eingang, man möge bitte kein Essen dort grillen oder Feuerwerke zünden – und ja, beides wurde nicht gerade wenig gemacht. Ich war ziemlich enttäuscht, dass gefühlt 80% der Besucher nichts Besseres anzufangen wussten, als Popcorn und Eier zu kochen. Haben die keine Kochmöglichkeiten daheim? Ganz zu schweigen von der Tatsache, dass es dadurch ziemlich unmöglich war, ein gescheites Foto oder sogar ein kleines Video zu machen, da die Sicht auf die Flammen dermaßen eingeschränkt war.
Ziemlich genervt machten wir uns später wieder auf den Heimweg, da es bereits dunkel war, und aßen noch ein wenig zu Abend. Ich hatte eine Pizza, die wirklich gut schmeckte (erste richtige Pizza seit langem, fürchte ich) und danach kauften wir uns an einem Straßenstand, von denen es ja nicht gerade wenig gibt in Taiwan, je einen Tee und schlenderten gemütlich zurück zum Hostel.

Am nächsten Tag ging es weiter in Richtung Süden (für den Weg nutzten wir gemietete Motorräder, wobei Fan mich wieder mitnahm, da ich ja nicht fahren kann), einmal zum Strand, um ein wenig das Wetter zu genießen und nach einer kurzen Verschnaufpause weiter zum Kenting National Park, der wirklich groß und faszinierend war. Es war ein tolles Gefühl, inmitten der Natur zu laufen, und unterwegs dorthin (also sogar noch außerhalb des Parks!) trafen wir auf Affen! Leider waren sie zu schnell, um sie fotografieren zu können, aber faszinierend fand ich es trotzdem, da ich, glaube ich, noch nie Affen außerhalb von Zoos und dergleichen gesehen hatte.
Der Park erinnerte mich ein wenig an die Wildnis im Norden Okinawas, was ich interessant fand. Andererseits sind die Klimabedingen ja recht ähnlich und so weit entfernt sind Taiwan und Okinawa ja auch nicht. Abgesehen von einer Gruppe Chinesen, die sich laut über mich Ausländerin (was aber auch auf sie zutraf, duh) unterhielten, trafen wir auch kaum auf Leute. Da es sehr heiß und schwül war, war es ein wenig anstrengend, durch das Gebiet zu laufen, auch, weil es nicht gerade wenige Hügel und Treppen gab. Wir fanden auch zwei Höhlen, durch die wir wanderten (und vor denen ich nur ein klein bisschen Angst hatte) und in denen es erfrischend kühl war. Es gab auch einen kleinen Aussichtsturm, von dem aus man das Gebiet herrlich überblicken konnte, auch wenn man nicht viel mehr als Berge und Wälder sah.

Nach einigen Stunden kamen wir wieder heraus und machten uns auf den Weg noch weiter in Richtung Süden, so weit wie es ging. Dort angekommen, gab es einen kleinen Korridor umgeben von Bäumen, an deren Ende sich dann der südlichste Punkt Taiwans befand, schön mit Tafel und Touristen, und dahinter dem Meer. Ich muss sagen, ich fühle mich ein wenig besonders, am südlichsten Punkt diesen schönen Landes gestanden zu haben, haha!
Der Rückweg verlief ohne größere Probleme, wir machten noch in einer kleinen Stadt halt, wo wir zu Abend aßen und uns ein wenig den Nachtmarkt ansahen, dann ging es zurück zum Hostel, wo wir ein wenig mit den Katzen spielten und dann noch kurz in einer Bar vorbeischauten, um Cocktails zu trinken und Dart zu spielen, was wir alle nicht besonders gut konnten.
Dann war auch schon der letzte Tag im Süden herangebrochen und wir machten nur einen kleinen Ausflug zu einem Gedenkstein, der an eine Schlacht erinnerte, sowie zu einem alten okinawanischen Grab. Ich weiß zwar nicht, warum es in Taiwan stand, aber es war unverkennbar okinawanisch.

Dann brachten wir die Motorräder zurück, holten unser Gepäck und fuhren ein paar Stationen mit dem Zug, bis wir in einer anderen Stadt ankamen, deren Namen ich vergessen habe, aber in der es eine Art kleines Kunstmuseum gab sowie ein paar Häuser, die Kunstwerke und Ähnliches zierten. Das war ganz hübsch gemacht und da wir ohnehin noch Zeit für den nächsten Zug hatten, sahen wir uns das Ganze gleich noch an. Dann fuhren wir weiter hoch nach Takao, wo wir zu Mittag aßen und ein etwas größeres Kunstmuseum besuchten (der Eintritt war frei und da drin gab es so süße Miniaturhäuser!) und uns ein wenig die Stadt ansahen, ehe wir zurück zum Bahnhof gingen und dann mit dem Fernbus wieder zurück nach Taipeh fuhren, weil das bedeutend günstiger war als noch einmal den Shinkansen wie auf dem Hinweg zu nehmen. Dafür dauerte die Fahrt auch über fünf Stunden, aber der Bus war relativ leer und ich schlief die zweite Hälfte über sowieso. Die erste Hälfte der Busfahrt sah ich mir einen Film an, der leider ohne Ton und nur mit chinesischen Untertiteln lief, sodass ich mir eigene Dialoge ausdachte und überlegte, was wohl die Handlung war (ein kurzer Check im Internet später ergab, dass ich gar nicht so daneben gelegen hatte!).
Dann waren wir spät am Abend auch schon wieder in Taipeh angekommen, wo ich mich von Fans Kommilitonin verabschiedete und dafür bedankte, dass sie mitgekommen war, und wir dann zurück heimfuhren. Fans Eltern hatten Besuch und machten Karaoke, sodass ich als Exotin noch von allen begrüßt wurde (wobei eine Dame sogar schon einmal in Deutschland gewesen war!) und dann ging ich auch schon ins Bett, da ich sehr müde war und am nächsten Tag früh aufstehen musste, da mein Flug nach Okinawa bereits früh am Morgen war.
Leider konnte Fan nicht mit zum Flughafen kommen, aber er brachte mich wenigstens zur Bushaltestelle für den Shuttlebus, wo wir uns verabschiedeten. Da er ab April sein Masterstudium in Okinawa beginnt, hoffen wir, dass es diesmal nicht so lange dauert, ehe wir uns wiedersehen. Ich dankte ihm noch dafür, dass ich ihn erneut besuchen durfte und wir uns diesmal andere Ecken Taiwans angesehen hatten, dann kam auch schon der Bus (mit etwas Verspätung), sodass ich mich später am Flughafen ein wenig beeilen musste, aber es klappte alles und nur wenige Stunden später landete ich zu Hause, d.h. wieder in Japan, in Okinawa, wo ich mich halt auch auskenne 😉