Schnee!

Unser Sightseeing führten wir fort in Zao. Zao ist ein bekannter und beliebter Skiort in Japans Norden. Ski gefahren sind wir nicht, aber auch so waren die schneebedeckten Berge toll anzusehen. Eigentlich ist Zao auch berühmt für seine „Schneemonster“ (der Schnee umhüllt die Bäume so sehr, dass es aussieht wie Schneesäulen), aber dafür lag noch nicht genug Schnee. Schade!

Schnee! Bei unserer Ankunft war das Wetter noch gut.

Trotzdem war es toll. Wir kamen mit dem Bus in Zao an und machten uns gleich auf zu einer Seilbahn, die einen auf die Berge brachte. Das Hochsteigen war zu gefährlich, weshalb man auf die Bahn angewiesen war, wenn man hoch wollte. Es gab zwei Stationen (Mitte und oben), und während Momo und ich nach ganz oben wollten, reichte den anderen die Mitte, da sie danach noch in den Onsen wollten. Daher teilten wir uns auf und Momo und ich fuhren ganz nach oben. Bereits in der Gondel war die Sicht nicht besonders gut, je höher wir kamen, uns als wir oben waren, erfuhren wir auch, wieso: Ein Schneesturm zog auf und daher würde es draußen sehr ungemütlich werden. Das kann ich auch bestätigen, denn wir hielten es draußen nur zehn Minuten aus, so kalt war es. Ich konnte die Augen nicht mal vernünftig öffnen, da der Schnee aus allen Richtungen kam (war im Grunde aber egal, da die Sicht eh nicht wirklich gut war). War eine interessante Erfahrung und ich kann behaupten, dass mir noch nie so kalt war.

Daher sind wir auch schnell wieder reingegangen, um uns aufzuwärmen und lecker Curry zu essen (es gab ein Restaurant da oben). Danach fuhren wir ein Stück runter zur Mitte, da wir uns dort bessere Sicht und weniger Kälte erhofften.

Auf dieser Ebene war es auch ziemlich angenehm und zwar schneite es, aber eben normal, sodass man entspannt hinausgehen konnte, um sich umzuschauen. Einige Leute waren hier, um Ski oder Snowboard zu fahren. Ich begnügte mich damit, Fotos zu machen und das frische Wetter zu genießen. Schnee ist einfach toll!

Hier auf der mittleren Ebene war es besser. Ein richtiges Winterwunderland!

Nach diesem Tagesausflug wechselten wir auch unsere Bleibe, denn nun übernachteten wir nicht mehr in Yamagata, sondern Yonezawa, der vorletzten Station unserer Reise. Yonezawa war richtig still und verschlafen, da es nur eine kleine Stadt ist, und noch dazu war gerade Neujahr, was für viele Bewohner hieß, dass man die Zeit mit der Familie verbringt, da Geschäfte und Firmen geschlossen haben.

In Yonezawa gibt es einen großen Schrein, den wir am 2. Januar besuchten. Dort fand auch gerade ein kleines Fest statt und es waren viele Leute für ihren ersten Schreinsbesuch des Jahres da. Wir nutzten die Gelegenheit auch, um uns den Schrein anzusehen, und machten uns danach auf, einen kleinen japanischen Garten in der Nähe zu bestaunen sowie in eine Art historisches Museum zu gehen, um etwas über die Geschichte von Yonezawa zu lernen. In diesem standen auch viele Miniaturen herum, die ich natürlich fotografieren musste. Danach wollten wir eigentlich noch in eine Sake-Brauerei gehen, doch die hatte leider geschlossen, sodass wir uns stattdessen in einem Café aufwärmten, danach noch ein wenig spazieren gingen und am Abend in einem fancy Restaurant die Spezialität der Gegend, Yonezawa Beef, aßen.

Insgesamt war es echt schön und Yonezawa und auch ganz angenehm, da es eben so ruhig war, aber viel gab es dort eben nicht zu tun, weshalb ein Tag uns auch ausreichte.

Und damit komme ich auch schon langsam zum Ende unserer kleinen Neujahrsreise. Bleibt nur noch die letzte Station, Aizuwakamatsu, sowie ein Tagesausflug in ein historisches Dorf (大内宿 ōuchi-juku), ehe es wieder zurück nach Tokyo ging.

Frohes neues Jahr!

Den Jahreswechsel würden wir in Yamagata begehen, doch vorher war noch ein Ausflug nach Yamadera geplant – ich weiß, es klingt alles sehr ähnlich. Yamadera (山寺) lässt sich wörtlich mit „Bergtempel“ übersetzen und eigentlich ist das alles, was man wissen muss. Vor vielen Jahren haben sich ein paar schlaue Menschen wohl gedacht, dass es doch sicher cool wäre, einen Tempel auf einem Berg zu bauen. Und da ein Tempel nicht genug ist, baut man eben noch zig weitere in die Berge. So oder so ähnlich stelle ich mir die Gedankengänge der Leute vor, die dachten, es sei witzig, das ganze Baumaterial die Hänge hochzuschleppen.

Für uns Touristen viele, viele Jahre später bedeutet das, dass wir auch die Berge hochlaufen müssen, um uns die Tempel von Nahem anzusehen.

Blick vom Bahnhofsvorplatz: Ja, da oben steht ein Tempel.

Yamadera ist ein extrem verschlafenen, kleines Städtchen in einem Tal zwischen ein paar Bergen (mit Tempeln drauf). Eine Station gibt es sowie ein paar Restaurants, ansonsten maximal ein paar Wohnhäuser und das war’s. Direkt nach unserer Ankunft machten wir uns auf den Weg zum Bergpass. Ich weiß nicht genau, wie hoch der Berg, auf den wir stiegen waren, aber allzu hoch wird er nicht gewesen sein, da es vielleicht nur eine Stunde dauerte, bis wir oben ankamen. Größtenteils bestand der Weg auch aus Treppen, sodass man nicht richtig von „Bergsteigen“ reden kann, aber was soll’s. Anstrengend war es sowieso, da die Stufen sehr uneben waren (ein wenig wie beim Fushimi Inari in Kyoto).

Unterwegs gab es (außer ein paar kleineren Tempeln und Schreinen) nicht viel zu sehen, viele Bäume säumten den Weg und nur hin und wieder gab es eine Tafel, die verriet, wie viele Stufen es noch waren.

Oben angekommen, staunten wir aber nicht schlecht über den Ausblick. Ich mag es ja allgemein sehr, von irgendwo oben eine schöne Aussicht zu haben – sei es Stadt oder Natur – und auch hier war es wieder so ein Ort. Nicht nur der Tempel oben (der bekannteste wohl) war toll, auch die Aussicht auf die kleine Stadt im Tal war wirklich hübsch.

Wir entdeckten sogar einen Briefkasten hier oben und konnten live erleben, wie der Postmann ihn entleerte. Wenn er jeden Tag einmal hier hochlief, war das sicher ein gutes Training.

Mittagessen: Lecker Soba mit Kartoffeln und Pilzen.

Auf jeden Fall ist Yamadera ein sehr schöner Ort. Nachdem wir uns umgeschaut hatten, beschlossen wir, wieder herabzusteigen und etwas zu essen, da wir alle ziemlich hungrig waren. Also wieder die Treppen herunter und einen Laden gesucht, der geöffnet hatte. Wir wurden in einem Soba-Laden fündig, der ebenfalls etwas von „alte-Omi-macht-Essen“ hatte, denn es schmeckte fantastisch. Als Nachtisch bestellten wir Zunda-Mochi, also die Mochi aus gestampften Edamame, die echt gut schmeckten (so gut, dass wir Nachschlag nahmen). Nach dem Essen machten wir uns auf den Weg zurück nach Yamagata, da es in Yamadera sonst nicht viel gab und wir noch etwas einkaufen wollten, ehe es zu spät wurde, schließlich stand Neujahr bevor und ein paar Snacks konnten nicht schaden.

Zu Abend aßen wir in einem Laden in unmittelbarer Nähe unseres Hotels, in dem wir untergebracht waren. Es war mehr eine Izakaya (japanische Bar), aber auch die bot ein paar nette Gerichte an, die man prima teilen konnte. Danach, gegen 23 Uhr, gingen wir zurück ins Hotel. Wir planten eigentlich, um Mitternacht raus und zum Tempel zu gehen (wie man das in Japan so macht), aber dann entdeckten wir ein spannendes Fernsehprogramm und blieben doch länger drin, haha. Um kurz vor 12 aber fiel Bruna ein, dass man in Brasilien um Mitternacht Champagner trinkt und daher lief sie noch in den Konbini, um irgendeine Plörre zu kaufen, damit wir mit unglaublich edlen Hotel-Pappbechern anstoßen konnten.

Nachdem das Fernsehprogramm zu Ende war, gingen wir gegen 1 Uhr schließlich doch hinaus und in Richtung eines Schreins. Da es nur ein kleiner Schrein war, war nicht viel los, aber ein paar Leute waren da und zündeten Zeugs an.

Silvester ist in Japan kein großes Ereignis, daher gibt es kein Feuerwerk, keine großen Partys… es ist eher wie Weihnachten in Deutschland: Menschen versammeln sich mit ihrer Familie, essen zu Abend, bleiben drin und verbringen die Neujahrstage daheim. Da also nicht viel los war, gingen wir nach dem Tempelbesuch zurück (natürlich nicht, ohne ein Orakelzettelchen zu ziehen – mir wurde Glück für 2020 versprochen), spielten noch ein wenig „Black Stories“ (in Ermangelung von Kreppband, weshalb „Wer bin ich?“ wegfiel) und gingen dann schlafen, schließlich planten wir am nächsten Tag weiteres Sightseeing.

Neujahrsreise

Schon knapp ein Monat ohne Beitrag? Ups. Zeit, das schnell zu ändern.

Neujahrszeit heißt Reisezeit – wann sonst hat man schon neun Tage am Stück frei, ohne auch nur einen einzigen Urlaubstag nehmen zu müssen (gut, normal ist das nicht, aber die Firma „sammelt“ Feiertage gerne auf, um sie später am Stück freizugeben…). Hat beides Vor- und Nachteile. Der Vorteil ist, dass man so einen Miniurlaub hat, während andere arbeiten müssen, der Nachteil ist, dass man dafür selbst an Tagen arbeitet, an denen die meisten anderen frei haben.

Bei neun freien Tagen zu Neujahr will ich mich aber gar nicht groß beschweren, schließlich bietet sich so etwas ja bestens für eine Reise an!

Eine süße Torte im Schaufenster eines Geschäfts.

Mit insgesamt fünf anderen Praktikanten aus aller Welt planten wir einen Trip nach Tôhoku in Nordjapan. Ich war besonders angetan von der Idee, da Tôhoku zu einem der Flecken des Landes gehört, den ich zuvor noch nie besucht hatte, und weil ich Schnee sowieso liebe und es in Nordjapan so gut wie garantiert jeden Winter Schnee gibt. Während ich Weihnachten also mit Grippe (diesmal die echte) daheim verbrachte und die letzte volle Woche durcharbeitete, war ab Samstag, dem 28., Urlaub angesagt. Wir wollten wieder das tolle seishun 18 kippu nutzen, das ich bisher fast immer auf meinen Reisen genutzt hatte, da es preistechnisch einfach unschlagbar ist. Für knapp 2.500 Yen kann man damit einen Tag lang herumfahren, wie man lustig ist, solange man keine Expresszüge verwendet. Dadurch dauert so eine Fahrt halt lange, aber kann – vor allem mit Freunden – auch mächtig Spaß machen. Und wie sonst komme ich für 20 Euro von Tokyo nach Sendai? 😀

Eine gemütliche Gasse mit kleinen Läden links und rechts.

Sendai war unsere erste Station auf der Reise und wir würden dort zwei Nächte verbringen. Bekannt ist Sendai vor allem als eine der größten Städte in Nordjapan, das allgemein weniger dicht besiedelt ist als beispielsweise der Osten und Westen des Landes. Da die Fahrt mit normalen Zügen bedeutete, dass wir fünf Mal umsteigen mussten und auch knapp sieben Stunden unterwegs sein würden, fuhren wir schon in aller Frühe los. Ich war unglaublich müde, aber man will ja auch noch etwas vom Tag haben. Wir kamen gegen Mittag in Sendai an und gingen zuerst einmal ins Hostel, das echt cool war. Zwar waren wir auf zwei Zimmer aufgeteilt, aber es gab auch einen großen Gemeinschaftsraum sowie eine Küche, die man nutzen konnte, und da war auch jeden Abend etwas los. Außerdem besaßen die Besitzer eine schwarze Katze.

Gleich nach dem Einchecken gingen wir wieder hinaus und machten uns auf den Weg in eine nahe gelegene Einkaufsstraße, die schön geschmückt war, bestaunten die Lichter und suchten ein Restaurant auf, da wir alle recht hungrig waren. Leider waren viele Läden aufgrund der bevorstehenden Feiertage geschlossen, aber hier und da war noch etwas offen. Danach gingen wir wieder hinaus auf die Straße und ein wenig weiter. Es war echt schön, die vielen Lichter zu bestaunen.

Hübsch beleuchtet!

Da es in Sendai kälter war als in Tokyo und es im Laufe der Reise noch kälter werden würde, gingen wir auch schnell in einen Kleiderladen, da einige Leute sich wärmere Sachen kaufen wollten. Ich hatte vorgesorgt und brauchte daher nichts, kaufte mir aber sicherheitshalber ein paar neue Socken. Danach aßen wir noch eine Kleinigkeit und gingen zurück ins Hostel, da wir alle ziemlich müde waren. Wir kauften ein paar Knabbereien im Supermarkt und wollten nur noch etwas gemütlich im Gemeinschaftsraum chillen und dann schlafen gehen, blieben aber doch noch bis zwei Uhr auf, da das Hostel einen Kotatsu (diese tollen Tische mit integrierter Heizdecke) besaß (so warm!) und wir außerdem auf die Idee kamen, „Wer bin ich?“ zu spielen und das sich bekanntermaßen ja lange ziehen kann. War auf jeden Fall extrem witzig!

Am nächsten Tag war ein Tagesausflug nach Matsushima angesagt. Etwa eine Stunde Zugfahrt entfernt liegt dieses kleine Städtchen mit seiner Insel, die über eine Brücke erreichbar ist. Direkt am Meer also! Wir kamen früh an (sooo müde) und sahen uns erst in einem Mini-Museum die Spezialitäten hier an: zunda! Im Grunde sind das gestampfte Edamame (grüne Sojabohnen, die es in jeder japanischen Kneipe gibt). Von der Konsistenz her ähnelt es einer Paste (wobei es das in allerlei Variationen gibt: als Mochi, im Kuchen, Eiscreme oder sogar als Getränk) und geschmacklich würde ich es irgendwo zwischen roter Bohnenbaste und Matcha einordnen. Mir hat es jedenfalls sehr gut geschmeckt und ich nahm mir einen Zunda-Shake mit.

Wir besuchten einen großen Tempel mit großer Gartenanlage, ehe es Essenszeit wurde und wir in ein kleines, aber extrem feines Lädchen gingen, das Fischspezialitäten anbot. Für mich Fischbanausen gab es zum Glück auch weniger fischige Gerichte und ich muss sagen, es war sooo gut und soo viel! Ich hatte gebratenes Schweinefleisch mit Ingwer-Zitronen-Soße, dazu Salat, Misosuppe, Reis, Fischkuchen (den ich weggab)… und dazu kostenlos Tee. Das alles kostete gerade einmal 1.000 Yen. Der Laden wurde von einem älteren Pärchen geführt und hatte was von Hausmannskost, was ja sowieso immer das Beste ist. Wir genossen es, auf dem Tatami zu sitzen und zu futtern, ehe wir wieder hinaus in die Kälte gingen und über die Brücke auf die nahe gelegene Insel wanderten. Außer Natur und toller Aussicht gab es dort nicht viel, aber das reicht in der Regel ja vollkommen aus.

Wir blieben in Matsushima, bis es dunkel wurde.

Wir spazierten auf der Insel, bis es dunkel wurde (man will sich ja im Gestrüpp nicht verlaufen), sahen uns den Sonnenuntergang am Meer an und gingen dann zurück. In einem Souvenierladen wärmten wir uns auf und tranken etwas Kaffee, ehe wir zurück nach Sendai fuhren und den Tag wieder mit mehreren Runden „Wer bin ich?“ ausklingen ließen. Diesmal spielten sogar zwei weitere Gäste mit – offenbar sahen sie, wie viel Spaß wir Deppen mit Kreppband auf der Stirn hatten 😛

Nach dem Essen in Matsushima. War sehr lecker!

Am folgenden Morgen checkten wir aus und machten uns auf zu unserem nächsten Ziel: Yamagata, der Hauptstadt der benachbarten Präfektur. Im Grunde reisten wir also nach Westen ins Landesinnere (soweit man bei dieser schmalen Insel davon sprechen kann), wo es allgemein auch kälter ist. Von Yamagata machten wir uns auf den Weg nach Ginzan Onsen, eine kleine Stadt, die nur per Bus erreichbar ist. Blöderweise fahren nur fünf Busse pro Tag und es warteten so viele Leute an der Haltestelle, das wir das aufgaben und stattdessen ein Taxi nahmen. Aufgeteilt war es auch nicht viel teurer als der Bus, aber deutlich bequemer, und außerdem war der Fahrer auch für einen Plausch und Informationen über die Gegend zu haben. Offenbar hatten wir Glück mit dem Wetter, denn für den folgenden Tag war ein Schneesturm angesagt und dann würde keiner mehr den Berg hochzuckern.

Sind sie nicht wunderschön?

So aber kamen wir nach etwa einer halben Stunde Fahrt in Ginzan Onsen an. Es war einfach traumhaft schön dort. Wie der Name verrät, sind die meisten Leute wegen der Onsen da, aber auch davon abgesehen ist die Natur drumherum echt schön anzuschauen. Die Onsen waren hoffnungslos überfüllt, aber selbst draußen konnte man vereinzelt warme Wasserstellen finden. In einem kleinen Laden aßen wir die lokale Spezialität, Soba mit Pilzen und Ente, bauten Schnee-Varianten von uns selbst (die sogar andere Leute fotografierten) und machten eine Schneeballschlacht, fast wie kleine Kinder, haha.

Ginzan Onsen bei Nacht – einfach wunderschön!

War auf jeden Fall auch ein richtig schöner Tag und Ginzan Onsen war eines meiner Highlights der gesamten Reise. Doch wir würden noch andere richtig spannende Orte besuchen, auf die ich aber im nächsten Eintrag eingehen werde 😉